Montag, 10. März 2008

Freistil (CIXL)

Ungeliebte Rolle

"Schlaf, schlaf, schlaf doch endlich", sagte sie weinend und schlug erneut zu. Es sind harte Zeiten. Ich weiß nicht, was man von mir erwartet. Oder doch, ich weiß es, aber ich kann es nicht tun. Es ist klar, dass das Ende so oder so bevorsteht, denn Sie ist jetzt eine Mörderin und ich bin Zeuge des Mordes, den sie begangen hat. Warum sollte ich die wenige Zeit, die uns bleibt auch noch verkürzen? Ich werde die Bilder nie wieder aus dem Kopf kriegen, ich sehe sie jeden Tag vor mir, schon beim Aufwachen, selbst an den Tagen, an denen die Sonne in mein Zimmer scheint und von außen betrachtet alles perfekt zu sein scheint. Ich lasse dann oft den Rollladen runter und setze mich an den Computer, um zu schreiben. Die ganze Welt draußen interessiert mich nicht mehr. Es geht auf das Ende zu. Die Leiche wird bald gefunden werden, ein Pilzsammler oder jemand anderes, der den Wald besucht wird auf den scheinbar achtlos hingeworfenen Müllsack stoßen, hineingucken, sich vielleicht übergeben und dann unter Schock die Polizei informieren, man kennt dieses Schema aus diversen Medienberichten über Morde, die genau so abliefen.

Man wird mir Fragen stellen. Ob ich denn vorher nichts gemerkt hätte, ob ich nicht gewusst hätte, was für ein Monster in ihr schlummert. Wie sie mich behandelt hat. Ich werde mich dumm stellen. Ich kenne die Rolle, die ich zu spielen habe, um wenigstens meinen eigenen Arsch zu retten. Und ich habe schon angefangen, zu proben.

Keine Kommentare: