Samstag, 27. Dezember 2008

Freistil (CLXXXVII)

Rentierwurst schmeckt nach Wald. Sie schmeckt salzig, das viele Räuchern hat ihr außerdem viel von ihrem eigentlichen Geschmack entzogen, genau soviel, dass der salzige Rauchgeschmack, der an ihren weiten Weg aus irgendeinem kleinen Ort in Finland erinnert, wo sie von Menschen, die in der Natur leben, auf einer Art hergestellt wurde, die vor allem ihre lange Haltbarkeit im Winter garantiert, noch nicht ganz ihr eigentlicher Kern geworden ist. Der Kern ist noch die Natur selbst. Ich habe nur zwei dünne Scheiben gegessen, denn die Wurst gehört mir nicht, sie war ein Geschenk für meinen Vater, aber der Geschmack löste in mir das immer latent vorhandene Bedürfnis aus, mir selbst eine Hütte in einer gottverlassenen Gegend in Skandinavien zu bauen und dort den Rest meines Lebens zu verbringen. Na, vielleicht liegt dieses Gefühl auch an dem Buch, das ich gerade lese. Oder daran, dass ich seit einer Woche mit meiner Kamera in der Oberpfalz herumstreune, mich einen Dreck um die restliche Welt schere und mein Gesicht fast schon von einem Vollbart bedeckt ist.

Befindlichkeitskurzmeldung (XV)

Neu fokussieren.

Donnerstag, 25. Dezember 2008

Dienstag, 23. Dezember 2008

Freistil (CLXXXVI)

Neue Verse,
alte Lieder:
Alle Jahre wieder:
tausend Schilde,
tausend Bilder,
tausend Nächte.

Ich tanze im Garten mit Licht
und weine mich dann in den Schlaf
ob der verlorenen Jahre aus Nichts.

Donnerstag, 18. Dezember 2008

Listenwahn (I): Best Of 2008

1. Portishead – "Third"

Die (Mit-)Erfinder des TripHop haben sich zehn Jahre Zeit genommen, um ihr drittes Album zu schreiben. Es hat sich gelohnt, denn heraus kam mit "Third" die perfekte Endzeitplatte für das Ende der 00er. Ein großartiger, futuristischer, düsterer, gleichzeitig elektronisch wie akustischer Trip in die Psyche von Beth Gibbons und Co., der wieder einmal die Ausnahmestellung dieser englischen Band namens Portishead klarmacht, die sich bisher noch keinen einzigen Fehltritt erlaubt hat.

Anspieltipp: 'The Rip' (hier).


2. Amanda Palmer - "Who Killed Amanda Palmer?"

Die Dresden Dolls sind (vielleicht) Geschichte, aber Amanda Palmer zeigte uns, dass sie es auch alleine kann. Und wie: "Who Killed Amanda Palmer?", zu großen Teilen nur aus ihr und ihrem Klavier bestehend, ist wahrscheinlich die beste und intimste Songwriterplatte des Jahres, auch wenn die Songs längst nicht mehr so eingängig sind wie zuvor, sondern von zum Teil tiefschwarzem Humor, Depression und Wut getrieben.

Anspieltipp: 'Astronaut' (hier).


3. Guns N' Roses - "Chinese Democracy"

Eigentlich hat so gut wie niemand mehr daran geglaubt, dass dieses Album wirklich noch das Licht der Welt erblickt, aber dann, Ende November, ging alles ganz schnell: Ohne viel Promotion, ohne Video, ohne großen Wirbel. Die Musik spricht für sich: "Chinese Democracy", der größenwahnsinnige, überladene, vierzehn Jahre dauernde Ego-Trip von Axl Rose und zig hochklassigen Musikern, der 14 Millionen Dollar an Produktionskosten verschlungen haben soll, setzt Maßstäbe. Und hat, und das ist viel wichtiger, auch verdammt gute Songs an Bord, die sich mit den alten Klassikern messen können.

Anspieltipp: 'Better' (hier).


4. The Verve – "Forth"

Schon zum zweiten Mal wiedervereint präsentierten sich Richard Ashcroft und Co. in diesem Jahr mit einem neuen Album, das alles andere als mit offenen Armen empfangen wurde. Es ist kein zweites "Urban Hymns" geworden, dieses dem Coverbild entsprechend über allen Wolken schwebende "Forth", ganz im Gegenteil: The Verve verweigern sich jeden Erwartungen, schreiben psychedelische, leichtfüssige Songs, die eher einer Jam-Session gleichen und treffen damit genau ins Schwarze. So sollte Brit-Pop im Jahr 2008 klingen.

Anspieltipp: 'Valium Skies' (hier).


5. The Mars Volta - "The Bedlam In Goliath"

Der kreative Wahnsinn der Progressive-Rock-Maniacs geht weiter: Bereits das vierte Album in fünf Jahren konnten 2008 The Mars Volta präsentieren. Und "The Bedlam In Goliath" steht den Vorgängern kaum nach, auch wenn es wieder etwas mehr Wert auf Songs legt und keine 30-minütigen Ausflüge in die Improvisationskunst mit Saxophon und Gitarren mehr enthält, sondern 'nur' noch durchschnittlich sieben Minuten lange Tracks, die dennoch mehr Ideen enthalten als manch andere Bands in ihrer ganzen Karriere vorweisen können.

Anspieltipp: 'Goliath' (hier).


6. Ihsahn – "angL."

Endlich klingt Ihsahn, früher der Kopf der wohl besten, weil klischeefreien und experimentellen, aber dennoch sehr gitarrenorientierten Black Metal-Band Emperor, wieder wie in alten Zeiten: Es schnurren die charakteristischen Leads, atonale Soli wechseln sich auf "angL." ab mit gezupften Parts und dann tritt auch noch der Opeth-Sänger als Gast auf. Das passt, denn Ihsahn wirkt 2008 sehr wie eine schwarzmetallische Variante eben dieser Band. Vor allem qualitativ.

Anspieltipp: 'Unhealer' (hier).


7. Why? - "Alopecia"

Dass man HipHop weitab vom Mainstream auch als Kunstform zelebrieren kann, beweisen seit inzwischen über zehn Jahren die Künstler des amerikanischen Labels anticon.. Ein weiteres Highlight in deren Programm erschien im Jahre 2008: "Alopecia", das zweite Album von Why?, lässt den unbedarften Zuhörer fast vermuten, dass HipHop seine Wurzeln eigentlich in der Countrymusik und dem Folk haben müsste, so genial werden hier die Stile vermischt. Abstract HipHop at it's best.

Anspieltipp: 'The Hollows' (hier).


8. Wolves In The Throne Room - "Two Hunters"


Auch in einem vermeintlich extrem konservativen Genre wie dem Black Metal bewegt sich von Zeit zu Zeit etwas: 2008 stand dafür vor allem die junge Band Wolves In The Throne Room, deren zweites Album es sogar bis zu Spiegel Online geschafft hat. Zu Recht, denn derart majestätisch, zeitgemäß (deutliche Post-Rock-Einflüsse sind in den nur fünf langen Songs von "Two Hunters" zu hören) und mit so viel Leidenschaft zugleich wurde diese Musik lange nicht mehr performt. Und das auch noch von Amerikanern statt in dunklen Wäldern hausenden Norwegern. Skandalös gut.

Anspieltipp: 'I Will Lay Down My Bones Among The Rocks And Roots' (hier).


9. The Gutter Twins – "Saturnalia"

Post-Grunge, wie man ihn besser kaum machen kann, brachte in diesem Jahr wieder einmal der Seattle-Veterane Mark Lanegan auf den Markt, sogar mit einer neuen Band im Gepäck, die er zusammen mit Greg Dulli ins Leben rief: Die Gutter Twins sind so etwas wie der düstere, pessimistische, zynische Abgesang auf Pearl Jam, Nirvana, Alice In Chains und Co. Und huldigen auf "Saturnalia" gleichzeitig musikalisch eben jenen Größen der 90er. Intensiv.

Anspieltipp: 'Idle Hands' (hier).


10. Fleet Foxes - "Fleet Foxes"


Der nächste Schritt zum 60s-FolkPop-Revival. Die Fleet Foxes liefern das Debütalbum des Jahres: Groß konzipiert, aufwendig inszeniert und doch mit einer Leichtfüssigkeit performt, die eigentlich nur Simon & Garfunkel erreichten, mit Melodien, die einem wie Neil Young Konkurrenz machen. Die Songs von "Fleet Foxes", die die Band scheinbar locker aus dem Ärmel schüttelt, klingen dabei fast, als wären sie zeitlose Klassiker. Ohne, und das ist die eigentliche Kunst, dabei wie Plagiate, Zitate oder veraltet zu wirken.

Anspieltipp: 'White Winter Hymnal' (hier).


Honorable Mentions:

Opeth - "Watershed", Oasis - "Dig Out Your Soul"; Nick Cave & The Bad Seeds – "Dig, Lazarus, Dig!!!"; Cynic – "Traced In Air"; Lightspeed Champion – "Falling Off The Lavender Bridge"; Buckethead – "Albino Slug"; Vampire Weekend - "Vampire Weekend"; Madrugada - "Madrugada"; Cavalera Conspiracy - "Inflikted"

What You Don't Leave Behind (2008)

Model: The Wheel

Musikalische Fundstücke (XVIII): Christmas In The Stars

Ein besonders bizarres Funstück: Die allererste professionelle Gesangsaufnahme von Jon Bon Jovi, damals noch unter seinem bürgerlichen Namen Jon Bongiovi, findet sich auf einem Song des höchst obskuren und von Fans vielgesuchten Star-Wars-Weihnachtsalbums namens "Christmas In The Stars" aus dem Jahr 1980. Jon singt in dem Track die Leadstimme des Chors.

Anzuhören ist 'R2-D2, We Wish You A Merry Christmas' hier.

Sonntag, 14. Dezember 2008

Musikalische Fundstücke (XVII): Alben-Cover als Pixel Art

Kein wirkliches Fundstück, sondern ein von mir ins Leben gerufenes Projekt, dass sich bereits reger Beteiligung erfreut: Wer will, der darf hier sein Lieblingsalbumcover als Pixel Art hinzufügen. Sofern er denn dazu in der Lage ist, das halbwegs vernünftig umzusetzen. Einfach auf "ein Bild dazumalen" klicken :).

/edit (15.12.): Wahnsinn! Das Album ist bereits fast voll. HIER gehts weiter. Und hier ist der offizielle Diskussionsthread zu der Aktion.

One Leaf (2008)

Donnerstag, 11. Dezember 2008

Freistil (CLXXXV)

Keimling (III)

Ein schmutziger Schneeball, das war unser Weihnachtgeschenk für den alten Mann, der drohend die Faust hob, als wir es ihm überreichten, indem wir an seiner Haustüre klingelten, uns schnell auf die gegenüberliegende Straßenseite verzogen und den Schneeball in seine Richtung beförderten, als er in der Tür erschien. Er hatte die Faust noch in der Luft und glaubte an einen ganz normalen Klingelstreich (und er hatte auch jedes Recht dazu, das zu glauben, denn tatsächlich schellten wir des öfteren auf dem Nachhauseweg von der Schule aus purer Freude über seine oft zur Schau gestellte Wut darüber bei ihm an der Tür), als ihn der Schneeball direkt im Gesicht erwischte. Der alte Mann blieb einfach versteinert stehen, den Mund geöffnet vor Verblüffung, die Rechte weiterhin erhoben.

In meiner inzwischen das reale Ereignis überlagernden Erinnerung, die von meinen Alpträumen von jenem Nachmittag geprägt ist, die ich in späteren Jahren plötzlich bekam, die mich überrollten wie ein Flashback von einem schlechten Drogenerlebnis, öffnet sich der Mund in dem zerfurchten, mit Dreck und matschigem Schnee bedeckten Gesicht anschließend immer weiter, wächst zu einem schwarzen Loch von der Größe eines Autoreifens an, und wir sitzen auf der anderen Seite der Straße und sind unsererseits starr vor Verblüffung und schierer Angst vor dem, was dort drüben, neben dem ganz normalen Wohnblock passiert. Das schwarze Loch seines Mundes, das in meinem Alptraum seine Überraschung über das plötzliche Eindringen in sein Leben auf uns reflektiert, ist so beschaffen, dass man es nicht anblicken kann, aber gleichzeitig hin gucken muss, falls sie verstehen, was ich meine. Es ist unerträglich grotesk und es sieht einen eher von sich aus an (ich glaube erst seit diesem Alptraum diesen Aphorismus von Nietzsche über den Abgrund richtig verstanden zu haben), aber man kann den Blick nicht abwenden, weil man zu sehr davon hypnotisiert ist, weil es fast pulsiert und zu einem spricht. Dave, einer der beiden anderen Jungs, die mit mir dort waren und auch in dem Traum dort sind (auch wenn wir in dem Traum alle bereits um die 20 sind und keine Kinder mehr), scheißt sich anschließend in die Hose. Und zwar nicht metaphorisch, sondern im wörtlichen Sinne. Mit einem lauten Geräusch. Als der Geruch meine Nase erreicht, bemerke ich, dass der alte Mann näher gekommen ist. Er steht plötzlich mitten auf der Straße und nicht mehr vor dem Haus. Aber er bewegt sich immer noch nicht, scheint immer noch wie versteinert. Man kann jetzt die Jahre in den Falten in seinem Gesicht lesen. Die Jahre, in denen wir ihn immer und immer wieder gequält haben mit unseren Streichen. Das schwarze Loch an der Stelle, an der vorher sein Mund war, gehört nicht wirklich zu ihm, auch wenn er es hervorgebracht hat, auch das kann man aus der näheren Perspektive erkennen, wenn die Erkenntnis auch nicht optisch, sondern eher per Gefühl zustande kommt.

Meistens wache ich an der Stelle auf. Ich weiß, was der Traum mir sagen will. Er will mich auf die Leerstelle hinweisen, auch wenn mir diese Erklärung an manchen Tagen zu einfach erscheint. Sie müssen wissen, dass ich, einige Wochen nach dem tatsächlichen Ereignis, das der Traum verarbeitet, einen Unfall hatte. Ich brach beim Schlittschuh laufen in einen See ein und lag anschließend ganze 4 Jahre im Wachkoma. Als ich aufwachte, war ich nicht mehr derselbe Mensch. Ich hatte fast meine ganze Pubertät verpasst, und gerade diese Zeit ist wichtig für einen jungen Mann, wenn er ein nicht völlig gestörtes Verhältnis zu sich und seiner Persönlichkeit aufbauen soll. Stellen sie sich vor, sie brechen als Kind in einen See ein und wachen auf als jemand, der plötzlich mit Mädchen schlafen will und dem plötzlich Haare auf dem Sack wachsen, um mal nur die zwei völlig offensichtlichen Dinge zu nennen. Es ist völlig unmöglich, das zu begreifen. Es ist, als würde man als jemand anders wieder aufwachen, physisch und körperlich total verändert. Vermutlich haben die Psycho-Fritzen recht und der Traum weist wirklich einfach nur auf diese Leerstelle hin. Und darauf, was sie aus mir gemacht hat. Und genau davon wollte ich Ihnen erzählen....

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Musikalische Fundstücke (XVI): Rateyourmusic

Die Webseite rateyourmusic.com ist ein Muss für jeden ernsthaften Musik-Freak: Man katalogisiert, taggt, verwaltet und bewertet dort seine Alben. Und das führt nicht nur zu einer recht übersichtlichen, leicht zu bedienenden und mit vielen verschiedenen Kategorien filter- und darstellbaren Übersicht über die eigene Sammlung und den eigenen Geschmack, sondern man trägt damit auch gleich zu einer volldigitalen Kanonbildung bei, die sich als erstaunlich brauchbar entpuppt. Die Best-Of-Jahreslisten (hier beispielhaft für das Jahr 2000) und Best-Of-Jahrzehntlisten (hier für die 90er) von RYM gehören jedenfalls zu den geschmackvollsten und treffendsten, die ich jemals gesehen habe. Und das sagt jemand, der ein unheilbarer Listen-Fetischist ist.

Mein Account auf RYM findet sich hier (auf „Ratings“ klicken für eine gute Übersicht meiner Wertungen). Allerdings bin ich, trotz des Eintrags von bereits über 550 Alben noch nicht wirklich in der Nähe einer vollständigen Katalogisierung meiner Musik. Das wird noch einige Zeit dauern.

Instant Poetry (CXXXI)

Stichtag

Ohne Ziel anstaunen:
Am Grabe blüht ein Drachen,
alles schien Maiglöckchen
zu seiner Zeit.

Montag, 8. Dezember 2008

Spam (XVI)

Es gibt endlich mal wieder einige Erfolge in eigener (Kunst-)Sache zu vermelden:

Erstens wird der israelische Musiker Astrix, vom englischen DJMag in diesem Jahr unter die besten 20 DJs der Welt im Jahre gewählt, demnächst ein neues Album namens "One Step Ahead" veröffentlichen, das in limitierter Auflage als USB-Stick im CD-Case erscheinen und in eben jenem Magazin das 'Album des Monats' Januar 2009 sein wird. Was das alles mit mir zu tun hat? Mein Photo 'Negative Growth I' ist auf dem Cover dieses Albums zu sehen und bildet auch die Grundlage für das restliche Artwork, in den doch sehr zähen Verhandlungen mit dem Management des Künstlers konnte ich letztlich außerdem sogar einen Link zu meiner Homepage im Booklet der Platte durchsetzen. Zu sehen unter anderem auf der Myspace-Seite von Astrix.

Zweitens hängt in der Galerie kunst.stil in Hamburg derzeit mein Bild 'The R' zusammen mit den anderen Finalisten des Wettbewerbs "Das Kamera-Talent" in einer kleinen Sonderaustellung bis kurz vor Weihnachten. Wer zufällig mal in der Gegend ist, darf gerne in die Galerie reingucken und per Stimmzettel mein Photo zum Sieg voten. /Update (09.12.): Wie mir heute berichtet wurde, hängt das Bild natürlich falsch (d.h. richtig) herum in der Galerie. Nachdem mir das jetzt bereits das zweite Mal mit einem ausgestellten Bild passiert, sollte ich vielleicht mal über eine "Hier-ist-unten"-Markierung nachdenken ;).

Drittens ist in der immer noch aktuellen Ausgabe des Magazins "Legacy", für das ich auch weiterhin als Musikschreiberling tätig bin, mein Bild 'Dekonstrkt' in einer extra für den Zweck modifizierten Version als Cover der aktuellen CD des Heftes zu sehen.

Und viertens kann man auf der Webseite des Films "Paul und Christine" weiterhin die DVD des Films bestellen, in dem ich auch als Darsteller in einer kleinen Rolle zu sehen bin (halbnackt!) und sich die Photos und Artworks, die ich für das Projekt gemacht habe, angucken. Jippiedoo. So viel zur Selbstbeweihräucherung. Und jetzt zurück zu den Weltherrschaftsplänen.

Speedsketch VI (2008)

65 Minutes; Work In Progress.

Instant Poetry (CXXX)

Naturlocken

Taumeln: Haare sind erwacht.
Arme, kleine, zarte.

Samstag, 6. Dezember 2008

Enslaved @ Markthalle Hamburg II

Enslaved Live @ Markthalle Hamburg, 05.12.2008

Enslaved @ Markthalle Hamburg

Enslaved Live @ Markthalle Hamburg, 05.12.2008

Freitag, 5. Dezember 2008

Briefing (XVIII)

Sag mal, Chris Cornell,

was ist eigentlich los mit Dir, Mann? Du warst mal ein richtiger Rocker, vor allem aber ein genialer Songwriter, der mit Soundgarden und Temple Of The Dog zeitlose Klassiker wie 'Black Hole Sun' oder 'Hunger Strike' geschrieben hat, die heute noch immer wieder gerne von hunderten Menschen ausgegraben, gehört und gecovert werden. Als Soundgarden und die 90er dann zu Ende gingen, hast Du alleine weitergemacht und mit "Euphoria Morning" ein grandioses Soloalbum veröffentlicht, auf dem Du mit Gitarre zum Teil tieftaurige und intime, aber niemals schnulzige oder peinliche Songs gesungen hast. Das war der große Teil Deiner Karriere. Danach ging es mit dem Stadion-Rockern von Audioslave, die leider viel schlechter als die Summe ihrer Teile waren und einem weiteren, leider viel weniger brauchbaren Soloalbum etwas bergab, auch wenn zwischendurch immer wieder Dein zweifellos noch vorhandenes Talent aufblitzte.

Als dann aber das Angebot zu dem James-Bond-Song kam, den Du ziemlich vergeigt hast, scheinen bei Dir ein paar Sicherungen durchgebrannt, respektive so etwas wie eine Midlife-Crisis ausgebrochen zu sein. Oder vielleicht hast Du auch nur plötzlich wieder junge Mädchen und viel Geld bekommen und Gefallen daran gefunden. Eine andere Erklärung kann ich jedenfalls nicht dafür finden, dass Du Dir für Dein neues, drittes Album ("Scream" soll das Teil heissen) ausgerechnet den eigentlich ja sehr talentierten, nur in Bezug auf Dich doch völlig inkompatiblen, stylishen Produzenten Timbaland ins Boot geholt hast. Natürlich, es scheint ein bisschen wie ein Klischee, wenn ein eigentlich eher gitarrenfixierter Typ wie ich es schlecht findet, wenn ein Rocker zum hippen PopHipHop-Star mutiert. Aber, hey, ganz ehrlich: Ich war verdammt gespannt auf das Ergebnis der Zusammenarbeit. Ich hatte gedacht: Das könnte eigentlich richtig originell werden. Aber als ich dann aber den ersten, eher durchschnittlichen Pop-Song 'Ground Zero' zu Ohren bekam, wurde mir ganz leicht übel, denn der Track, der ein paar mit Beats imitierte Gitarren im Hintergrund hat, besteht im Grunde nur aus ein paar immer wieder wiederholten Zeilen, aus denen Du früher höchstens einen Refrain, nie aber einen ganzen Song gemacht hättest. Zum zweiten veröffentlichten Track, namentlich ein Stück namens 'Part Of Me' hast Du dann ein schmuckes Video gedreht, bei dem mir gänzlich schlecht wurde, denn darin sieht man Dich in einer richtig coolen Bar mit ganz vielen tanzenden Frauen. Du sitzt da im Anzug der Ecke und singst doch tatsächlich Zeug wie "That bitch ain't a part of me", während die vermeintliche Bitch mit dem Arsch wackelt. Sag mal, Chris, ist Dir eigentlich klar, dass Du ein alternder Rockstar bist und nicht der nächste 50 Cent? Das Zeug, dass Du gerade machst, wird sich vielleicht ja sogar verkaufen, ist hitverdächtig, klar. Aber ob Du von diesen Songs auch in zehn Jahren noch regelmässig Schecks bekommst, wie es bei den alten Soundgarden-Alben sicher der Fall ist? Ob die schnelle Kohle und die Coolness es wert sind, all die Leute endgültig vor den Kopf zu stossen, die Dich als ernsthaften Musiker schätzen und schon lange darauf hoffen, dass Du endlich mal wieder ein paar gute Songs schreibst? Denk mal drüber nach.

In Deinem eigenen Interesse kann ich eigentlich nur hoffen, dass Du damit übelst auf die Schnauze fällst, dass die jungen Leute Dich doch nicht so cool finden, wie Du Dich selbst. So, bitch, bist Du jedenfalls kein part of me mehr, da kann der olle Timbaland im Hintergrund so viele rhythmische „Uh-Ahs“ vor sich hinstöhnen wie er will, sondern wirkst eher ein bisschen wie David Hasselhoff in seinem letzten Video. Nur ohne die Selbstironie.


Dein
Sebastian

Mittwoch, 3. Dezember 2008

Instant Poetry (CXXIX)

Laubwerk.

In den Augen des Königs:
Jeder Tag voller Huld,
jeden Augenblick ergreift mich
singendes, sägendes Saitenspiel.

Einen Weinberg, Geliebte, singe:
Die Blätter wehn Zypressen fort.

Instant Poetry (CXXVIII)

Dasselbe Blau, dieses Blau
im Westen.

Klopf dreimal ans Bett und vergiß die Zeit.

Samstag, 29. November 2008

White Flag (2008)

Instant Poetry (CXXVII)

Blumen schweben
überm Niemandslicht:

Ich wandere auf jeden Fall fertig.

Dienstag, 25. November 2008

Instant Poetry (CXXVI)

Siebzehn Tropfen Seeligkeit,
lüge die Diebe Deiner Zeit an
und verbarrikadiere Dich vor
den verlorenen Hoffnungen.

Und das alles für ein bisschen Ausverkauf.

Musikalische Fundstücke (XV): John Frusciante - 'Unreachable'

Der erste veröffentlichte Song des am 20. Januar erscheinenden, zehnten Soloalbums des Red Hot Chili Peppers-Gitarristen John Frusciante namens "The Empyrean" (das Album, nicht der Song) schwebt erneut über allem, was seine Hauptband in den letzten Jahren auf den Markt geworfen hat: Traumhafter, psychedelischer Rock (Frusciante, nicht die Chilis). Insbesondere der Schlusspart des 6-Minüters hat es in sich.

Anzuhören ist 'Unreachable' hier.

Sonntag, 23. November 2008

Briefing (XVII)

Liebe GEZ,

warum seid ihr eigentlich immer so kompliziert? Die Sache ist doch an sich ganz einfach: Ich bin kein Rundfunkteilnehmer, ihr kriegt von mir kein Geld und ich bin als Nicht-Rundfunkteilnehmer auch nicht verpflichtet, euch irgendwelche Auskünfte zu erteilen, weder schriftlich noch an Wohnungstür.

Wenn ihr mir dann einen euerer Gebührenfahnder nach Hause schickt, weil ich die Bettelbriefe grundsätzlich in die Rundablage (ironisch: Papierkorb) packe, und ich dem Herrn genau das mitteile, dieser den Sachverhalt aber von mir unterschrieben haben will, dann schicke ich ihn selbstverständlich ohne Unterschrift wieder seines Weges (denn, ich widerhole mich: Ich bin nicht auskunftspflichtig, so sagt es der Rundfunkstaatsvertrag) und ihr kriegt natürlich zusätzlich wieder einmal eine Beschwerdemail von mir. Wenn ihr dann aber behauptet, ich wäre im Falle eines Besuches doch auskunftspflichtig, falls „berechtigte Anhaltspunkte“ vorliegen, dass ich Rundfunkgeräte besitze und dass diese Anhaltspunkte eigentlich schon damit erfüllkt wären, dass „heute bereits jedes Kind im Alter von 6 Jahren im Haushalt der Eltern Radio und Fernsehen konsumiert“, dann komme ich mir etwas veräppelt vor, denn in diesem Falle wäre die ganze Anhaltspunkteklausel des RStV doch sowieso überflüssig, oder besucht ihr etwa auch Kinder unter 5 Jahren zu Hause und habt bei denen dann ausnahmsweise keinen Verdacht? Na ja, wie dem auch sei: Das nächste Mal gibt’s halt doch wieder direkt ein Hausverbot.

Und falls irgendwann, in einer weit entfernten, theoretischen Zukunft zufällig meine Kinder, egal ob unter oder über 6 Jahren die Tür öffnen sollten: Bei mir im Haushalt konsumieren die gar nix.

Euer
Sebastian

Speedsketch V (2008)

69 Minutes.

Donnerstag, 20. November 2008

Review: Guns N' Roses - "Chinese Democracy"

Guns N' Roses - "Chinese Democracy"

(2008/Musik:Album)

Man kann keine wirkliche Einleitung für eine Rezension zu diesem Album schreiben. Es wurde alles schon gesagt, alles wurde wieder und wieder geschrieben, jeder Witz tausendmal erzählt über das am längsten und am öftesten angekündigte und wieder verschobene Werk einer eigentlich längt zerfallenen, dann aber doch wieder neu aufgebauten Band um vielleicht den wichtigsten Rocksänger der späten 80er und frühen 90er Jahre neben Kurt Cobain. Wir reden über: Axl Rose. Den letzten echten Rockstar. Guns N' Fucking Roses. "Chinese Democracy". Wir starten abrupt:

"Chinese Democracy" ist nicht Axls Soloalbum, es ist kein Album voller kitschiger 'November Rain'-Variationen oder elektronischer Industrial-Riffs, auch wenn diese Vorlieben des rothaarigen Frontmannes an mehreren Stellen deutlich werden. Es ist vielmehr klassisches Guns N' Roses-Material, aufgepumpt auf Überlebensgröße, es klingt, als hätte man die damals schon vorzeitig als zu überladen bewerteten Alben "Use Your Illusion I & II" zusammenpresst, auf Steroidkur geschickt und in jeden einzelnen Song dieser Platte in ihrer Gänze hineingepackt. Es gibt, anders ausgedrückt, verdammt viel zu entdecken auf diesem Album, dessen Credit-Liste länger zu sein scheint als die abgedruckten Lyrics aller Songs zusammen, das aber geht nie zu Lasten der Songs selbst, die hier die wirklichen Stars sind: Der perfekte Sunset Boulevard-Pop von 'Better', die bluesig-beschwingte Piano-Ballade 'Street Of Dreams' (in der Live-Version bekannt als 'The Blues') oder das epische 'Madagascar' etwa sind eindeutig der Band zuordenbare Songs, die jeden alten Fan glücklich machen werden. Deutlich moderner klingen der komplexe Rockmetal-Gitarrenoverkill des Titeltracks oder der pure Sex von 'If The World', einem herausragend gelungenen Stück, das zwischen Beats und spanischen Gitarren extrem futuristisch und dennoch traditionell zugleich wirkt. Sicherlich gibt es ein paar kleinere Ausfälle auf der 14 Songs starken Platte, die man selbst als Fan nicht leugnen kann (etwa das vorab auf dem Soundtrack des Computerspiels "Rock Band 2" veröffentlichte 'Shackler's Revenge', das zu sehr nach einer Kreuzung aus den Nine Inch Nails und den alten Gunners tönt oder das insgesamt doch überkitschte 'This I Love', auf dem Axl sich richtig ausgiebig in Selbstmitleid und Liebeskummer suhlt), aber man muss festhalten, dass selbst diese paar weniger gelungenen Tracks noch deutlich auf Augenhöhe mit dem Meisten sind, was die richtig großen Rockbands uns in den letzten Jahren serviert haben. Dieses Album scheint alles zu sein, was man sich in seinen feuchtesten Fan-Träumen ausgemalt hat.

Natürlich ist "Chinese Democracy" trotzalledem nicht der Messias, der die Rockwelt im Alleingang retten wird oder der uns zurück in eine Welt beamen wird, in der Gitarrenmusik alle Charts dominierte, aber man hört jedes der 15 Jahre Arbeit, die in diesem Album stecken. Man hört die unfassbaren 13 Millionen Dollar, die für die Aufnahmen verbraten wurden, man hört die insgesamt 5 grandiosen Gitarristen, die auf dem Album am Werk sind (allen voran der gleichsam ominöse wie wahnsinnig talentierte Mann, der sich Buckethead nennt und dem Album so deutlich seinen Stempel aufgedrückt hat, wie es nur Slash vermochte, wenngleich dieser mit viel weniger Originalität zu Werke ging). Man hört all das und viel mehr auf "Chinese Democracy" und es ist vielleicht genau die Platte geworden, die es werden musste: Eine mit einer extremen Portion Perfektionismus bis in das kleinste Detail durchkonstruierte, größenwahnsinnige, bombastische, stellenweise wirklich geniale CD, die mit Pop, Rock, Metal, Beats, jeder erdenklichen Art von modernen bis klassischen Gitarrensolos, Piano- und Streichermelodien bis fast zum Zerbersten vollgestopft ist, aber dennoch nie wirklich überladen, sondern nur genau durchdacht wirkt, nie kitschig und nie irgendwie anbiedernd, kommerziell oder gar nur in die Vergangenheit schielend. Ganz im Gegenteil klingt dieses Album stellenweise verdammt modern und es wirkt weit entfernt von allem, was man simple Rockmusik nennen könnte. Wenn man "Chinese Democracy" hört, dann versteht man plötzlich, warum Axl Rose damals nicht mehr das Gefühl hatte, seine musikalische Vision mit den Hardrockertypen umsetzen zu können, die bis heute in den Köpfen der Menschen immer noch mit dem Namen Guns N' Roses verbunden sind. Und trotzalledem, und das ist vielleicht die größte Überraschung, hat man bei "Chinese Democracy" auch das Gefühl, dass hier eine richtige Band am Werk wäre, auch wenn man sie aufgrund des Sounds des Albums spontan auf mindestens 15 Mitglieder schätzen würde. Den langweiligen, sich wiederholenden Altherren-Stadiorock, den Slash und Co. mit Velvet Revolver inzwischen auf bereits zwei Platten zelebriert haben, weist Axl Rose mit diesem Album jedenfalls mehr als nur in die Schranken. Die Guns N' Roses des Jahres 2008 spielen locker zwei ganze Ligen weiter oben als eben jene Band, sind aber auch, und das ist vielleicht viel wichtiger als der direkte Vergleich mit den Ex-Mitgliedern, qualitativ auf deutlich höherem Niveau als die anderen beiden Dinosaurier des Genres, die 2008 neue Alben veröffentlichten, namentlich Metallica und AC/DC, deren aktuelle Platten, so hörenswert sie partiell sein mögen, sich im Grunde nur aus der Vergangenheit der Bands speisen. Guns N' Roses hingegen blicken auf diesem Album maximal mit einem Auge in Richtung des Gestern, und das ist der Band, respektive dem ihr vorsitzenden Kontrollfreak, hoch anzurechnen.

Vielleicht war "Chinese Democracy" der längste Running Gag der Musikgeschichte, aber zuletzt lacht wohl nun doch noch Axl Rose. Eine annähernd perfekte Platte für das Ende des ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends. Sehr hörenswert.

8,5 von 10 Punkten.

Freistil (CLXXXVI)

Glück (Im Sinne von "luck"): Wenn man minutenlang in verkehrter Richtung eine Einbahnstraße entlang fährt, es dann plötzlich bemerkt, wendet und wenn dann just in der Sekunde, in der man das Wendemanöver beendet hat, hinter einem eine Polizeistreife in jene Straße einbiegt.

Dienstag, 18. November 2008

Wort für Wort (XLV)

"Ich finde, man sollte mit Sonnenaufgang aufstehen und mit Sonnenuntergang schlafen gehen." - "Dann hätte man im Winter aber nicht viel vom Tag." - "Aber andere Tiere halten ganz Winterschlaf." - "Wir sind doch keine Tiere." - "Nicht?" - "Also ich weiß ja nicht, wie das bei Dir so ist. Aber ich nicht."

Freedom (2008)

Freistil (CLXXXV)

Geplante Wachsamkeit,
verplanter Schlaf,
verträumt im Freibad,
blick herab
auf die Savanne meines Ichs.

Donnerstag, 13. November 2008

Vergessene Perlen (II)

Covenant - "Nexus Polaris"
(1998/Black Metal)

Auf den Höhepunkt des Erfolgs von aus der extremen Metal-Szene stammenden Bands wie Cradle Of Filth und Dimmu Borgir, die mehr wollten, die den Mainstream geradezu suchten: Musiker von eben den beiden Bands sowie von den damals eher progressiven Mayhem und Arcturus schließen sich zusammen, um ein völlig überdrehtes Symphonic-All-Star-Sci-Fi-Black-Metal-Album zu machen, das irgendwie das Ende der 90er im Black-Metal markiert, auf dem über Drachen und und fremde Planeten gesungen wird und das in seiner Überzeichnung, aber auch in seiner bisweilen genialen Musikalität bis heute seinesgleichen sucht. Dass die norwegisch-englische Zusammenkunft Covenant (die sich wegen Namensgleichheit mit einer Electronic-Band später in The Kovenant unmbenennen mussten) danach zunächst wieder zerfielen, dass nur die Kernmitglieder Nagash und Blackheart (inzwischen nennen sie sich zu ihrem neuen Sound passender Lex Icon und Psy Coma) übrig blieben, dass diese anschließend nichts mehr auf die Reihe bekamen und zu einer halben Rammstein-Kopie mit Marilyn Manson-Image verkamen, sei ihnen verziehen angesichts des weiterhin herausragenden Albums "Nexus Polaris". 9/10

Anspieltipp: 'The Last Of The Dragons' (hier).


Mad Season - "Above"
(1995/Grunge)

Irgendwo zwischen Pearl Jam und Alice In Chains formte sich Mitte der 90er Jahre in der amerikanischen Grunge-Szene die Supergroup Mad Season, die es nur zu einem einzigen, extrem spannenden Album brachte. Dabei war es geradezu spekakulär, wer hier alles mitmischte: Layne Staley ist zu hören, Mike McCready, Mark Lanegan und Barrett Martin sind nur die prominentesten Namen. Bei den Planungen zum nie aufgenommenen, zweiten Album ging dann irgendwie alles schief und die Band trennte sich wieder, Layne Staley selbst entschied ein paar Jahre später, dass er doch lieber zu Kurt Cobain in die WG ziehen wollte. So bleibt das einzige Mad Season-Album "Above" eines der Highlights aus dieser wahnsinnig kreativen Zeit in Seattle und eine extrem düstere und depressive Version dessen, was Nirvana zuvor mit Pop und Punk gemischt an so gut wie jeden Rockmusikfan weltweit verkauft hatten. 10/10

Anspieltipp: 'River Of Deceit' (hier).


Muggs - "Dust"
(2003/Trip-Hop)

Dass der DJ der in den 90er Jahren den sogenannten Crossover mit anführenden Hip-Hop-Metaller Cypress Hill mit bürgerlichem Namen Lawrence Muggerud heißt, weiß so gut wie niemand. Dass er selbst Musik macht und im Jahre 2003 unter dem Künstlernamen Muggs ein lupenreines Trip-Hop-Album veröffentlichte, dass sich mit den richtig großen Namen der Szene messen kann, aber leider so gut wie keine Beachtung fand, wissen sogar noch weniger. Dabei ist "Dust", so der Titel der Platte, ein Album, dass sich konzeptuell stark an Massive Attack anlehnt und diverse Gaststars versammelt, nicht weniger als eine echte vergessene Perle: Eine loungige, chillige, niemals platte und sehr kunstvolle Reise in die Welt der Verbindung von Beats und Melancholie, die nicht nur wegen der wenigen hochklassigen Veröffentlichungen in dem Genre zu den Alben zählt, die auf keinen Fall in der Bedeutungslosigkeit verschwinden sollten. 8/10

Anspieltipp: 'Rain' (hier).

Mittwoch, 12. November 2008

Dienstag, 11. November 2008

Der Musikjournalist (V)

Ich komme gerade nach Hause vom Konzert von Negură Bunget und Kathaarsys in der Markthalle Hamburg und stelle wieder einmal fest, dass die schwarzgekleideten, langhaarigen Fans von Extreme- und Black Metal-Bands die freundlichsten und angenehmsten Konzertbesucher überhaupt sind. Da wird nicht gedrängelt, niemand rempelt einen an, niemand filmt dauernd mit dem Handy, niemand grölt besoffen und/oder hirnlos herum und während der Songs herrscht andächtiges Schweigen statt dummem Geplapper. Man ließ mich sogar, ohne dass ich bei jedem Einzelnen hätte nachfragen müssen, bis ganz nach vorne, von wo aus ich in Ruhe meine Photos machen konnte. Großartig.

Ach ja: Die Show war natürlich ebenfalls sehr spannend. Ein paar Bilder gibt es in den nächsten Tagen hier im Blog zu sehen, die ausführliche Rezension erscheint in der kommenden Ausgabe des Legacy. Wer Negură Bunget mal antesten will, der folge bitte diesem Link, um sich ein wirklich wunderschönes Musikvideo der Band anzusehen und sich ihre phänomenale Musik anzuhören.

Montag, 10. November 2008

Musikalische Fundstücke (XIV): Chinese Democracy-Review

Der Rolling Stone hat als erstes größeres Magazin eine ausführliche Rezension des kommenden Guns N' Roses-Albums "Chinese Democracy" online und vergibt 4 von 5 Sternen.

Zu lesen hier.

Speedsketch IV (2008)

26 Minutes.

NeuRosen (LII)

Fast eine Woche ohne diesen Anker. Ich verkümmere.

Dienstag, 4. November 2008

Freistil (CLXXXIV)

Du kennst sie von den Gänseblümchen,
sie singt und singt und singt.
Entreiß doch mal der Ewigkeit:
Ein bisschen Gegenwart, Du Tor.

Painting On Dead Octopus (2008)

Work In Progress.

Sonntag, 2. November 2008

Begegnungen (IV)

Am Hauptbahhnhof Hamburg: Wir kaufen eine Fahrkarte für Swans Bruder, der uns über das Wochenende besucht hatte. Eine ältere, recht gepflegt aussehende Frau spricht uns an und fragt, ob wir nach Bremen fahren würden. Sie sucht offenbar nach Leuten, die sich mit ihr ein Wochenendticket teilen. Fast zeitgleich winken Swan und ich ab: "Ne, ne."

"Unverschämtheit", sagt daraufhin die Alte, als ob es etwas gänzlich entrüstendes wäre, dass wir ein anderes Ziel als Bremen haben könnten.

Freitag, 31. Oktober 2008

Yellow Little Insect (2008)

About close reading.

NeuRosen (LI)

Wenn sich nicht bald etwas ändert, dann bekomme ich einen Nervenzusammenbruch. Ich arbeite derzeit täglich mehr als 14 Stunden, sitze parallel an zwei Projekten, einem richtigen Job, meiner Kunst und meiner Abschlussarbeit. Dass das Blog hinten ansteht, versteht sich leider, hoffentlich.

Donnerstag, 30. Oktober 2008

Daily Irrsinn (VIII)

Ich habe in letzter Zeit viel gearbeitet und wollte mir etwas gönnen: Ein neuer Blitz für meine Kamera sollte es sein. Und trotz einiger negativer Erfahrungen wollte ich wieder einem kleinen Unternehmen eine Chance geben: Ich bestellte also am Dienstag Abend bei einem Fotohändler aus Wiesbaden, der natürlich nur die unvorteilhaften Zahlungsmethoden „Vorkasse“ oder „Nachnahme“ anbietet, dafür aber auf seiner Webseite damit wirbt, die Ware in der Regel am Tag nach Bestelleingang zu versenden. Leider war es in meinem Fall so, dass ich am Tag nach Bestelleingang lediglich eine automatisch generierte Mail über die Bestellung im Postkasten hatte, die weder Zahlungsinformationen noch sonstige Hinweise auf das weitere Vorgehen zum Erhalt der Bestellung enthielt, sondern lediglich darauf verwies, dass eine zweite, manuell erstellte Bestätigung in Kürze folgen werde. Diese habe ich trotz Rückfrage per Mail heute noch immer nicht erhalten. Eigentlich ist es aber auch egal, denn wenn ich nach zwei Tagen noch nicht einmal weiß, ob und wie meine getätigte Bestellung weiter laufen wird, dann sage ich mit voller Überzeugung: Hallo, Amazon.de.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Instant Poetry (CXXV)

Herumlümmelndes Bilderalbum:
Ein betretenes Tanzen
der grauen Gespenster.

Lochfraß,
lass mich die Motte sein!

Sonntag, 26. Oktober 2008

Think Twice (2008)

Model: Chrissy

Freistil (CLXXXIII)

Zeiten ändern sich: In einer halben Stunde ist es vor einer halben Stunde.

Freitag, 24. Oktober 2008

Tiefenstrukturanalyse (XXVII)

Ich habe mir gerade die komplette "Debatte" von Marcel Reich-Ranicki und Thomas Gottschalk über die Qualität des Fernsehens auf youtube angesehen. Das Hauptproblem dieser Diskussion (die eigentlich keine war, weil beide beständig aneinander vorbeiredeten) bestand meines Erachtens in einer Gemeinsamkeit dieser beiden so unterschiedlichen Personen, nämlich der, dass es sich bei beiden um alte Männer handelt, die geistig aus reiner Gewohnheit in U- und E-Kultur trennen und von daher nicht sehen können, dass es den Kompromiss, den Reich-Ranicki vorschlägt, längst gibt: Die gehobene Populärkultur. Wenn in der Diskussion nämlich tatsächlich unwidersprochen Helge Schneider und Atze Schröder auf einem gleichen Niveau angesiedelt werden, dann kommt man zu dem Schluss, dass die Herren auch einen David Lynch-Thriller und den ZDF-Sonntagskrimi als gleichwertig betrachten würden. Dabei ist jeweils ersteres genau eine solche Art von Kultur, die die geforderte Verbindung von Unterhaltung und Kunst leistet. Ich komme also zu dem Schluss, dass Leute, die bei aktueller Unterhaltungskunst genauer differenzieren können, dringend gebraucht werden und melde mich hiermit für diesen Job.

Sailin' On (2008)

Mittwoch, 22. Oktober 2008

Musikalische Fundstücke (XIII) - 'Chinese Democracy' (Single)

Es ist Realität geworden: Seite heute Mittag rotiert im amerikanischen Radio die erste Single des kommenden Guns N' Roses-Albums "Chinese Democracy" (VÖ: 23.11.2008), dem ersten Album mit neuer Musik der Band seit "Use Your Illusion II" aus dem Jahr 1991. Der Titelsong der Platte ist zwar eine recht ungewöhnliche Wahl für die erste offizielle Veröffentlichung, weil der Song deutlich auf dem auf etwa einem Drittel der Platte vorherrschenden, neueren Gunners-Sound beruht (Axl singt mit einer tiefen Stimme, etwa wie bei 'Mr. Brownstone' und der Track braucht seine Zeit, um zu zünden), sollte aber dennoch die Vorfreude schüren. Die meisten der wirklich exzellenten Gitarren auf dem Song stammen im Übrigen von einem der herausragendsten und vielseitigsten lebenden Gitarristen, den so gut wie niemand kennt (und der einer meiner ganz persönlichen Helden ist): Buckethead.

Anzuhören auf der heute überarbeiteten, offizellen Webseite.

Dienstag, 21. Oktober 2008

Metareflexion, yeah! (XXXII)

Wenn man nicht gerade aus einem seltsamen Winkel in den Rückspiegel blickt, dann wird man feststellen, dass man darin ausschließlich sich selbst sieht.

Montag, 20. Oktober 2008

Instant Poetry (CXXIV)

Dickfellig & turbulenzgewohnt
schleiche ich zurück in meine Welt;
Welcher Held?
Was er verspricht.

Dr. O (2008)

Samstag, 18. Oktober 2008

Musikalische Fundstücke (XII) - Gnarls Barkley & 'Reckoner'

Gnarls Barkley covern den Radiohead-Song 'Reckoner' (vom 2007er Album "In Rainbows") live in einer wirklichen Gänsehautversion.

Anzuhören hier.

Freitag, 17. Oktober 2008

Rückspiegel (XVI)

Erinnerst Du Dich an den Tag, an dem wir in diesen kleinen Ort gefahren sind und dort in einem komischen Restaurant über der Stadt, in dem außer uns nur Rentner waren, Kuchen gegessen haben? Wir waren zu dem Zeitpunkt schon Wochen getrennt, aber diesen einen Tag hatten wir noch zusammen, auch wenn ich nicht mehr genau weiß, wie er eigentlich zustande kam. Wir fuhren auf einer Sommerrodelbahn (mitten im Winter) in einem gelben Gefährt den Hügel wieder hinunter und ich drückte auf das Gas, als ob es keinen Morgen gegeben hätte. Für mich gab es zu diesem Zeitpunkt wirklich keinen. Als wir anschließend auf dem Weg waren, Klaus einen wirklich merkwürdigen Spontanbesuch abzustatten, der nur den Zweck hatte, den Tag nicht schon zu beenden, sagtest Du im Auto: "Hey, jetzt sind wir genau wie Julia und Nicki", und ich antwortete: "Nein. Wir werden nie sein wie Julia und Nicki", und dann weinten wir beide.

Die Frage, ob Du Dich erinnerst, ist eigentlich (fast) keine rhetorische, denn nach Begegnungen wie der heutigen fragte ich mich immer, ob Du an genau dem Tag nach Hause gekommen bist, diesen futuristischen Weinöffner an einer teuflisch genau berechneten Stelle an Deinem Kopf angesetzt und die komplette Erinnerung an mich einfach rausgeholt hast. Immer wenn wir uns danach trafen, benahmst Du Dich nämlich so, als ob wir uns nie gekannt hätten und irgendwann hätte ich fast angefangen, Dir das abzukaufen. Es wäre zutiefst verstörend, wenn man sich tatsächlich so fremd werden könnte, wenn man sich einmal so nah war.

Dienstag, 14. Oktober 2008

The Hollow (2008)

Instant Poetry (CXXIII)

Im Zeltskelett und unter tausenden Ideen:

Dem breiten Griff des weichen Landes
entkommst Du nicht.

Freitag, 10. Oktober 2008

Freistil (CLXXXII)

Glück.

Als ich heute morgen erwachte und erst nach einer kurzen Phase der Orientierungslosigkeit den Lichtschalter fand, wunderte ich mich über zwei Dinge: Einerseits kam es mir etwas seltsam vor, dass anscheinend erneut die Glühbirne defekt war, denn das Zimmer blieb trotz meines mehrfachen Versuches, die Deckenlampe in Betrieb zu nehmen, stockdunkel, andererseits fragte ich mich, warum mein Schädel so brummte, hatte ich am Abend zuvor doch keinerlei Alkohol zu mir genommen. Ich wankte leicht verwirrt ins Badezimmer und bemerkte erst dort, dass mein ganzer Kopf von Tausenden von Marienkäfern bedeckt war.

The Shape Of Things To Come (2008)

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Musikalische Fundstücke (XI) - "Chinese Democracy"

Der Realeasetermin für den längsten Running-Gag der Musikgeschichte, namentlich das kommende Guns N' Roses-Album "Chinese Democracy", das seit mehr als 14 Jahren in se making ist, scheint, wenn man verschiedenen Quellen glauben schenken darf, endlich festzustehen: Billboard.com, die Webseite der offiziellen amerikanischen Charts, berichtet heute, fast übereinstimmend mit Berichten der letzten Wochen durch MTV, Rolling Stone und Anderen, dass die Veröffentlichung für den 23. November geplant sei.

Man sollte zwar auch angesichts dieser scheinbar fast offiziellen Meldungen skeptisch bleiben, da in diesem Jahrzehnt noch kein Jahr verging, in dem nicht ein vermeintliches Releasedatum für das Album kursierte, aber die überdurchschnittlich hohen Aktivitäten der Band um Axl Rose in den letzten Monaten sprechen doch deutlich dafür, dass tatsächlich eine Veröffentlichung in diesem Jahr angestrebt wird: So erscheint nach dem stark industrial-lastigen 'Shackler's Revenge', das auf den Soundtrack des Videospiels "Rock Band 2" erstmals zu hören war, in einigen Tagen mit 'If The World' ein zweiter neuer Guns N' Roses-Track, dieses mal im Rahmen des Abspanns des neuen Ridley Scott-Films "Body Of Lies". Auf dem Soundtrack wird der Song, der mehr nach dem klassischen Stil der Band klingt, allerdings genauso wenig enthalten sein wie man 'Shacklers Revenge' auf legalem Wege außerhalb des Videospiels hören konnte, was dafür spricht, dass es sich bei beiden Veröffentlichungen um kleine Testballons für die anstehende Promotion des richtigen Albums handeln könnte, das im übrigen, wenn man den Gerüchten glauben darf, in den USA exklusiv von Best Buy vertrieben werden wird. Welcome To The Jungle, Baby.

Dienstag, 7. Oktober 2008

Speedsketch III (2008)

15 Minutes.

Speedsketch II (2008)

17 Minutes.

Montag, 6. Oktober 2008

Instant Poetry (CXXIII)

Ewig tanzt zwischen meinen Zehen,
bis es dann junge Wale strandet:
Das biedere Nichtvorhandensein.

Speedsketch I (2008)

23 Minutes.

Freitag, 3. Oktober 2008

Vergessene Perlen (I)

New Radicals – "Maybe You've Been Brainwashed, Too"
(1998/Pop/Rock)

Gregg Alexander, normalerweise primär als Songwriter hinter den Kulissen für verschiedenste große Chart-Acts aktiv (unter anderem Ronan Keating, Sophie Ellis-Bextor, Enrique Iglesias, Hanson, Geri Halliwell oder Melanie C) nam 1998 für ein Album selbst das Mikro in die Hand: "Maybe You've Been Brainwashed, Too" von den New Radicals, die sich direkt nach der Veröffentlichung der ersten Single aus dem Album wieder auflösten, ist bis heute ein Meisterstück des zeitlosen Pop. 8/10

Anspieltipp: 'Someday We'll Know' (hier).


Daemonarch – "Hermeticum"

(1998/BlackMetal)

Die Portugiesen der Dark-Metal-Gruppe Moonspell hatten Ende der Neunziger kurzzeitig selbst die Nase voll davon, dass sie inzwischen von einer extremen Metalband zu einer ausgewaschenen Gothic-Rock-Gruppe mutiert waren und namen sich eine Auszeit, um unter dem Namen Daemonarch nochmal richtig den Teufel rauszulassen. Das Ergebnis war ein einzigartig-seltsames, hypnotisches Black Metal-Album, das tatsächlich, wie der Albumtitel versprach, hermetisch in sich abgeschlossen und kaum mit einer anderen Band vergleichbar war. 8/10

Anspieltipp: 'Lex Talionis' (hier)


Deltron 3030 – "Deltron 3030"
(2000/Hip-Hop)

Eine futuristische Supergruppe aus so illustren und kreativen Underground-Stars wie Kid Koala, Dan The Automator und Del tha Funkee Homosapien. Zwischendurch singt auch mal Damon Albarn von Blur, weswegen Deltron 3030 nicht zu Unrecht auch als Vorläufer der Gorillaz gelten, obwohl sie viel mehr sind als nur das. Ihr bisher einziges Album, das ebenfalls den Namen "Deltron 3030" trägt und eine Konzeptplatte über eine düstere Zukunftsdystopie ist, bleibt bis heute ein übersehener Klassiker des Hip-Hops abseits des Mainstream. 10/10

Anspieltipp: 'Time Keeps On Slipping' (hier)

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Instant Poetry (CXXII)

Oder Leben (Elbe Tod)

Hit them with your paar Kakteen,
ich fand dort Lochkarten noch und nöcher:
Kennst Du meine, dann bist Du,
sowas nennt man Alptraum,
das wird nicht D Tee, das, das macht mir Spass
und ich weiß, es ist der Rhythmus, der mich packt.

Du sollst Wahrheit reden, keiner weiß so gut wie ich,
an einem Baum komm her und mach die Türen von Dir
dann erwacht die alte Zeit in meiner Hand.

Deutsche Top-Blogs & Die Zensur (I)

Ich lese und kommentiere gerne Blogs, vorwiegend solche, die sich in den Top50 der deutschen Blogcharts finden, also nicht irgendwelche Nischenblogs wie mein Eigenes, sondern die großen Player, die richtig kritischen 'Bürgerjournalisten' der Republik. Und leider passiert es immer wieder, dass meine eigenen kritischen Anmerkungen zu Artikeln in eben jenen Blogs spurlos verschwinden. Von daher werde ich in Zukunft dokumentieren, welche der bekannten Blogs Zensur ausüben.

Heute: Kwerfeldein und die Froschperspektive

Auf kwerfeldein.de, einem Blog, das sich zum Ziel gesetzt hat, digitale Photographie zu vermitteln und zu lehren, gab es kürzlich einen Artikel zur dort so genannten 'Froschperspektive'. Ich wagte es, anzumerken, dass wohl für die meisten Amateurphotographen, die diesem Tipp folgen, überstrahlte Photos mit zu dunkel belichteten Hauptmotiven das Resultat wären (weil der Himmel als Hintergrund ein lichttechnisch extrem schwer zu kontrollierendes Element ist und man außerdem einen Reflektor bräuchte, um Motive, die vor einem hell leuchtenden Background stehen gut auszubelichten) und gab den viel sinnvolleren und praktischeren Tipp, dass man sich doch lieber auf die Höhe seines Motivs begeben sollte, um ein Bild zu machen, dass sich von der Masse der Knipsbilder abhebt.

Mein Kommentar verschwand spurlos, die vielen recht sinnfreien Lobeshymnen ("wow, mal wieder n super artikel") blieben hingegen stehen. Auch ein ausführlicher Folgekommentar am nächsten Tag, in dem ich nocheinmal vorsichtiger meine Kritikpunkte darlegte, wurde entsorgt. Stehen blieb lediglich meine Nachfrage nach den Gründen für die Löschung, die mit einem Verweis auf eine Netiquette beantwortet wurde, so dass für einen zufälligen Besucher zwingend der Eindruck entstehen muss, ich hätte dort lediglich gespammt oder beleidigende Postings abgegeben. Ein Beispiel für einen Blogger, der nicht kritikfähig ist?

What You Leave Behind (2008)

Model: The Wheel

Dienstag, 30. September 2008

Rezensionen (XI): One Day As A Lion

Review: One Day As A Lion - "One Day As A Lion"

(2008/Musik:EP)

Kurz bevor er nur noch als fernes Echo in den Köpfen seiner hunderttausenden ehemaligen Fans vorhanden ist, meldet sich der ehemalige Rage Against The Machine-Frontmann Zack de la Rocha mit einem Paukenschlag zurück. Und auf die Pauke hauen darf dabei niemand Geringeres als der ehemalige The Mars Volta-Drummer Jon Theodore, ohne Zweifel einer der begabtesten lebenden Schlagzeuger im Rockbusiness. Erzählen wir die Geschichte von vorne: Seit ganzen acht Jahren kündigt de la Rocha immer mal wieder an, musikalisch immer noch aktiv zu sein und ein Soloalbum zu planen, irgendetwas davon zu hören bekam man aber nie wirklich. Seine ehemaligen Rage-Kollegen durchlebten in der Zwischenzeit eine neue Band namens Audioslave von der Gründung bis zur Auflösung, drei Alben inklusive. Jetzt, im Fahrwasser der kürzlichen Live-Reunion der alten Crossover-Helden kommt de la Rocha endlich auch in die Gänge: One Day As A Lion heißt die nur aus ihm und Theodore bestehende Band und die leider nur fünf Songs umfassende EP mit dem gleichen Titel ist mehr als nur bemerkenswert geworden: Auf den ersten Blick wirkt alles sehr old school, fast 80er: Zacks messerscharfer Sprechgesang, John Theodores grandioses Drumming, ein paar elektronisch anmutende, flirrende Gitarren dazwischen und recht offene, originelle Strukturen. One Day As A Lion wirken gleichzeitig extrem retro und total futuristisch, man scheint beim Anhören geradezu mit Händen greifen zu können, wo die kreativen Differenzen lagen, die ihn dazu führten, diese damals so große Band zu verlassen: Das hier hätte niemals unter dem Bandnamen Rage Against The Machine veröffentlicht werden können, dazu ist es viel zu verspult und experimentell. Man mag über die quantitative Unproduktivität (fünf Songs in acht Jahren) des früheren Superstars denken, was man will: Mit One Day As A Lion macht er im Gegensatz zu Tom Morello und Co, die sich zum Schluss bei Audioslave bei gemächlichem Altherren-Stadionrock ausruhten, sehr originelle, progressive, fast avantgardistische Musik, die von Bedeutung ist. Wenn man mit offenen Ohren die diese EP hört, dann wünscht man sich fast, dass die Rage Against The Machine-Reunion erst mal auf Eis gelegt wird, damit die beiden kreativen Köpfe, die hier am Werke sind, noch die Zeit haben, ein ganzes Album einzuspielen. Es könnte eine kleine Revolution werden.

9 von 10 Punkten.

Samstag, 27. September 2008

Metareflexion, yeah! (XXXI)

Suchbegriffe, mit denen verschiedene Google-Benutzer laut meinem abgefahren komplexen Besucherstatistikauswertungsprogramm bei diesem Blog landeten (VIII):

-"nebel schelmenzünftich. 1 erster dianenschlag"
-"videokassetten verschenken an jva 2008"
-"affenhirn essen bericht"
-"kiwiland foto sex"
-"versaute textaufgaben"
-"getragener slip benutzen"
-"milchwald blogspot download"
-"die beeindruckendsten photomanipulationen"
-"geisterschwül"
-"unter künstlerischem aspekt könnte man weinen"

Die erste Suchanfrage kann ich erklären: Es handelt sich um den Anfang des Mammutwerkes "Zettels Traum" von Arno Schmidt. Über die restlichen Sucher, die hier eintrudelten, schüttle ich zum großen Teil wieder einmal den Kopf. Unter künstlerischem Aspekt könnte man weinen. Das zumindest passt.

The R II (2008)

Briefing (XVI)

Dear Laura,

ich habe noch nie eine Arbeit gekündigt. Nein, wirklich: Alle meine Jobs habe ich bisher entweder so lange gemacht, bis die jeweilige Arbeit erledigt war, die Firma pleite ging oder ich aus sonstigen Gründen nicht mehr gebraucht wurde.

Warum erzähle ich Dir das? Nun, ich hatte mich vor ein paar Wochen auf eine Anzeige von Dir gemeldet, in der Du explizit eine "Schreibkraft" suchtest. Ich traf mich ein paar Tage später mit Dir am Bahnhof, traf eine etwas schrullige, aber doch zunächst sympathische alte Dame, die mir von ihrem Leben erzählte und von einem Sonderauftrag, der noch vor der Schreibsache zu erledigen wäre. Ich sollte Dich zu einem Gerichtstermin begleiten. Du wurdest angeblich um viele Tausend Euro betrogen und hattest den Verdacht, dass Dein Anwalt von der Gegenseite geschmiert würde, deswegen sollte ich als Zeuge mitkommen. Ich war zwar ein klein wenig irritiert, kam dann aber doch zu dem Termin. Noch mehr irritierte mich, dass Du dort eine zweite Person, ebenfalls Studentin, hinbestellt hattest, damit die Sache "noch genauer dokumentiert würde" und dass der Prozess eigentlich gar nicht öffentlich war, weshalb nicht nur die Richterin genervt davon war, dass Du uns dorthin hingeschleppt hattest. Darüber, wie Du vor Gericht ausgeflippt bist und Sachen gesagt hast, die gar nichts mit dem Prozess zu tun haben, will ich gar nicht anfangen, es begreift einfach nicht jeder eine juristisch komplizierte Verhandlung, die auch noch mit Insolvenzrecht zu tun hat. Dass Du mich aber anschließend mit zu Dir nahmst, um weitere Tätigkeiten zu erledigen, die im Grunde nur aus Einkaufen und Staubsaugen bestanden, machte mich ein bisschen ärgerlich, denn als Haushälterin hatte ich mich ja nun nicht beworben. In Deiner großzügigen Art gabst Du mir dann am Ende 30 Euro für die 5 Stunden, die ich ohne An- und Abfahrt für Dich unterwegs gewesen war, obwohl wir einen Stundenlohn von 10 Euro vereinbart hatten.

Nun, eigentlich kam ich schon an diesem Tage zu dem Schluss, dass die ganze Sache ein Fehler wäre, aber wie der Mensch so ist, vergaß ich in der Folge die negativen Dinge und ging daher, nach einer Woche, wieder ans Telefon als Du anriefst. Dieses Mal warst Du Dir ganz sicher, dass inzwischen auch die Richterin in die Verschwörung gegen Dich involviert wäre, Du lachtest ziemlich irre, als ich meinte, dass ich mir das nicht vorstellen könne und wolltest mich nicht nur erneut zu dem Prozess schicken, diesesmal gar alleine, sondern hattest außerdem die Idee, dass ich ja Deinen Prozessgegner beobachten oder per Internet ausspionieren könnte, "wie ein Privatdetektiv". Anschließend könne ich ja noch Deine Wohnung putzen. Du musst verstehen, dass ich weder in die kleine Welt Deiner Wahnvorstellungen hineingezogen werden will noch irgendetwas putzen, und dass es mich außerdem wirklich rasend macht, wenn ich bemerken muss, dass Du bereits eine neue Anzeige aufgegeben hast, in der Du, wer hätte es gedacht, wieder eine "Schreibkraft" suchst, diesesmal aber für 8 Euro pro Stunde (natürlich bezahlst Du in Wahrheit noch weniger), weil Du offenbar schon gemerkt hattest, dass mir manche (alle) der Aufgaben unangenehm sind. Ich frage mich, der wievielte Mensch ich bereits bin, der sich auf diese Anzeige gemeldet hat.

Wie dem auch sei: Ich muss leider zu dem Schluss kommen, dass mich der Job bei Dir psychisch belastet (man weiß leider nie, auf welche Verrückten Ideen Du als nächstes kommst), dass er mir in Zuge meiner beruflichen Weiterentwicklung gar nichts bringt ("Einkaufen für eine paranoide alte Frau" passt nicht wirklich in meinen Lebenslauf) und noch nicht einmal finanziell lohnenswert ist. Nimm daher bitte hiermit meine Kündigung zu Kenntnis.


Sebastian

PS: Ich bin mir eigentlich fast sicher, dass Du jetzt zu dem Schluss kommen wirst, auch ich würde auch von der Gegenseite Deines Prozess bezahlt, denn dass ich nicht für Dich für Dich arbeiten will wegen Dir als Person: Das kann ja gar nicht sein. Oder?

Freitag, 26. September 2008

Freistil (CLXXXI)

Arbeiten & irrlichtern. Mehr ist kaum, derzeit.

Dienstag, 23. September 2008

Ever Green II (2008)

Musikalische Fundstücke (X): Tapeworm - 'Getting Through'

Auf dem Soundtrack des gerade veröffentlichten Racing-Games "Pure" scheint sich tatsächlich ein Song namens 'Getting Through' des legendären Tapeworm-Projektes von Trent Reznor zu befinden, das schon für immer verloren zu sein schien. Sollte es sich dabei wirklich um eben jenes aufgelöste Künstler-Kollektiv und nicht um eine andere Band gleichen Namens handeln, dann wäre die Veröffentlichung des Songs eine kleine Sensation. Jetzt stellen sich nur noch die Fragen: Warum hat das außer mir noch niemand bemerkt (Google verweist nur auf diverse Gaming-Seiten, die offenbar nicht begreifen, was sie da vor sich haben), ist es wirklich ein Tapeworm-Song, wer ist in der Lage und Willens, den Track aus dem Spiel zu rippen und wie klingt er?

//edit: I got the track and, unfortunately, it's a different band with the same name ;(.

Instant Poetry (CXXI)

Hasenwarm, kreatürlich,
den Namen Deiner Mutter tanzend.

Sonntag, 21. September 2008

Musikalische Fundstücke (IX): Gorgoroth x 2

Die norwegische Band Gorgoroth, immerhin eine der dienstältesten Gruppen im Genre des Black Metal, hat sich getrennt. Der dritte Frontmann der Band, Kristian Espedal, der unter dem Pseudonym Ghaal aktiv ist, und der Bassist auf der einen Seite können nicht mehr mit dem Gitarristen und einzigen verbliebenen Gründungsmitglied Roger Tiegs aka Infernus auf der anderen Seite zusammenarbeiten, das verkündeten die beiden Parteien schon im Oktober 2007. Kreative Differenzen.

Das Ganze wäre nun eigentlich ein ganz alltäglicher Vorgang im Musikgeschäft und wäre auch nicht weiter beachtenswert, wenn nicht beide Seiten die Rechte an dem Bandnamen (der, das sei nur nebenbei erwähnt, eigentlich ein Wort aus Tolkiens 'Lord Of The Rings'-Zyklus ist) für sich reklamieren würden, beide in ihrer eigenen Logik damit völlig richtig handeln würden und wenn sich die Situation nicht soweit zugespitzt hätte, dass neuerdings beide Seiten fast gleichzeitig ein neues Gorgoroth-Album aufnehmen wollen. Die Trennung führte also quasi zu einer Verdopplung der Band. Ein Vorgang, der meines Wissens nach einmalig in der Musikgeschichte ist. Wenn die Gerichte bis Mitte nächsten Jahres nicht eine Entscheidung treffen (und es sieht nicht danach aus, als wäre der Fall so schnell entscheidbar), dann bekommen wir jedenfalls zwei neue Alben von Gorgoroth. Von zwei verschiedenen Versionen der Band. Höchst interessant.

Ever Green (2008)

Freitag, 19. September 2008

Freistil (CLXXX)

Zehn kleine Mitbringsel aus den Wortschatzland (V):

Bandsalat
Wurmfortsatz
Kerbholz
geziemt
Gefilde
Schalmei
Persiflage
Wischmopp
Rabauke
unentwegt

Musikalische Fundstücke (VIII): Originelles von Oasis

Die Gebrüder Gallagher von Oasis demonstrieren, wie man originelle Promotion für ein Album machen kann: Sie liessen die zum Großteil noch unveröffentlichten Songs ihrer kommenden Platte "Dig Out Your Soul" von 15 verschiedenen Straßenmusikerbands in New York covern und stellen die Videos der Performances nach und nach auf einen eigens dafür kreierten Youtube-Channel. Spannend.

Donnerstag, 18. September 2008

Thin Line (2008)

Model: Chrissy

Instant Poetry (CXX)

Eine farbige Orange, sein Staub aus grau.
Ein Sonnenstrahl stand gekippt,
der Herbstpunkt verweilt silbern und stürzt. Stille.

Daily Irrsinn (VII)

Gestern wurde ich zum dritten Mal von der Firma angerufen, bei der ich mich vor nicht allzu langer Zeit als "Geschmackstester" beworben hatte, ohne so genau zu wissen, was das eigentlich ist. Zum dritten Mal musste ich etwa zehn Minuten lang absurde bis skurrile, scheinbar völlig zusammenhangslose Fragen beantworten ("Essen sie Eis gerne im Freien?" "Besitzen sie Haustiere mit mehr als vier Beinen?" oder "Sind sie oder einer ihrer Angehörigen als Pharmazeut tätig?") und, ja, zum dritten Mal bekam ich am Ende den selben Spruch wie immer zu hören: "Leider passen sie dieses mal nicht in unsere Zielgruppe. Aber wir rufen sie demnächst wieder an."

Langsam komme ich mir ja etwas veralbert vor.