Samstag, 27. Dezember 2008

Freistil (CLXXXVII)

Rentierwurst schmeckt nach Wald. Sie schmeckt salzig, das viele Räuchern hat ihr außerdem viel von ihrem eigentlichen Geschmack entzogen, genau soviel, dass der salzige Rauchgeschmack, der an ihren weiten Weg aus irgendeinem kleinen Ort in Finland erinnert, wo sie von Menschen, die in der Natur leben, auf einer Art hergestellt wurde, die vor allem ihre lange Haltbarkeit im Winter garantiert, noch nicht ganz ihr eigentlicher Kern geworden ist. Der Kern ist noch die Natur selbst. Ich habe nur zwei dünne Scheiben gegessen, denn die Wurst gehört mir nicht, sie war ein Geschenk für meinen Vater, aber der Geschmack löste in mir das immer latent vorhandene Bedürfnis aus, mir selbst eine Hütte in einer gottverlassenen Gegend in Skandinavien zu bauen und dort den Rest meines Lebens zu verbringen. Na, vielleicht liegt dieses Gefühl auch an dem Buch, das ich gerade lese. Oder daran, dass ich seit einer Woche mit meiner Kamera in der Oberpfalz herumstreune, mich einen Dreck um die restliche Welt schere und mein Gesicht fast schon von einem Vollbart bedeckt ist.

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