Dienstag, 30. September 2008

Rezensionen (XI): One Day As A Lion

Review: One Day As A Lion - "One Day As A Lion"

(2008/Musik:EP)

Kurz bevor er nur noch als fernes Echo in den Köpfen seiner hunderttausenden ehemaligen Fans vorhanden ist, meldet sich der ehemalige Rage Against The Machine-Frontmann Zack de la Rocha mit einem Paukenschlag zurück. Und auf die Pauke hauen darf dabei niemand Geringeres als der ehemalige The Mars Volta-Drummer Jon Theodore, ohne Zweifel einer der begabtesten lebenden Schlagzeuger im Rockbusiness. Erzählen wir die Geschichte von vorne: Seit ganzen acht Jahren kündigt de la Rocha immer mal wieder an, musikalisch immer noch aktiv zu sein und ein Soloalbum zu planen, irgendetwas davon zu hören bekam man aber nie wirklich. Seine ehemaligen Rage-Kollegen durchlebten in der Zwischenzeit eine neue Band namens Audioslave von der Gründung bis zur Auflösung, drei Alben inklusive. Jetzt, im Fahrwasser der kürzlichen Live-Reunion der alten Crossover-Helden kommt de la Rocha endlich auch in die Gänge: One Day As A Lion heißt die nur aus ihm und Theodore bestehende Band und die leider nur fünf Songs umfassende EP mit dem gleichen Titel ist mehr als nur bemerkenswert geworden: Auf den ersten Blick wirkt alles sehr old school, fast 80er: Zacks messerscharfer Sprechgesang, John Theodores grandioses Drumming, ein paar elektronisch anmutende, flirrende Gitarren dazwischen und recht offene, originelle Strukturen. One Day As A Lion wirken gleichzeitig extrem retro und total futuristisch, man scheint beim Anhören geradezu mit Händen greifen zu können, wo die kreativen Differenzen lagen, die ihn dazu führten, diese damals so große Band zu verlassen: Das hier hätte niemals unter dem Bandnamen Rage Against The Machine veröffentlicht werden können, dazu ist es viel zu verspult und experimentell. Man mag über die quantitative Unproduktivität (fünf Songs in acht Jahren) des früheren Superstars denken, was man will: Mit One Day As A Lion macht er im Gegensatz zu Tom Morello und Co, die sich zum Schluss bei Audioslave bei gemächlichem Altherren-Stadionrock ausruhten, sehr originelle, progressive, fast avantgardistische Musik, die von Bedeutung ist. Wenn man mit offenen Ohren die diese EP hört, dann wünscht man sich fast, dass die Rage Against The Machine-Reunion erst mal auf Eis gelegt wird, damit die beiden kreativen Köpfe, die hier am Werke sind, noch die Zeit haben, ein ganzes Album einzuspielen. Es könnte eine kleine Revolution werden.

9 von 10 Punkten.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

gute rezension!
macht neugierig.

-amw

Anonym hat gesagt…

Deine Rezension machte mich neugierig, also bemühte ich die üblichen Verdächtigen um Hörproben. Leider enttäuschte mich das, was ich da hörte.

Die ganze EP hindurch kam es mir vor, als ob ich nur zwei Stücke hören würde. "Warte, ist der Beat nicht verdammt ähnlich zum vorigen Stück?" Auch Instrumental wird hier ein wenig zu wenig geboten. de la Rocha in Ehren, aber das war ein Griff ins Klo.

Die "offenen" und "originellen" Strukturen, die von dir angesprochen wurden, höre ich nicht. Im Gegenteil: für mich wirkt alles sehr geschlossen, unfertig und einfallslos. Ebenso wie der Sprechgesang von de la Rocha, der sich so anhört, als versuche er dort RATM-Teil2 zu erstellen. Die übermäßig verzerrte Gitarre erweckt durch die simplen Passagen den Eindruck von Einfallslosigkeit und der Arme John Theodore wird hier nicht komplett ausgeschöpft, sondern eher eingeschränkt.

infinite hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
infinite hat gesagt…

@Herr Gabriel: Sicherlich sind One Day As A Lion keine Neuerfindung des Rades, es täte mir leid, wenn das Review diesen Eindruck erweckt haben sollte und sicherlich haben sie Recht damit, dass die 5 präsentierten Stücke soundtechnisch recht homogen sind. Inhaltlich und musikalisch aber sind sie das auf keinen Fall. Und auch die Behauptung, die Vocals würden in irgendeiner Form mit RATM zu tun haben, kann keinesfalls teilen. Dort agierte de la Rocha wesentlich simpler und vor allem refrainorientierter. Die Gitarren sind sicherlich Geschmackssache, die fungieren aber hier weniger als richtige Gitarren, sondern vielmehr als Hybrid zwischen elektronischen Elementen und wirklichen Gitarren.

infinite hat gesagt…

Nachtrag: Natürlich ist das kein Prog-Rock, sondern Funk im weiteren Sinne, das sollte auch noch berücksichtigt sein :).