Mittwoch, 2. Juli 2008

Tiefenstrukturanalyse (XXIV)

Bayreuth streamt in diesem Jahr die Premiere der Festspiele, Katharina Wagners Inszenierung der "Meistersinger", ins Internet und überträgt das Ganze gleichzeitig auf einer auf dem Festplatz errichteten „Public Viewing“-Leinwand, vor der Platz für 15.000 Zuschauer sein soll, wie heise berichtet. Klingt absurd? Ist es auch: Für an Wucher grenzende 49 Euro bekommt man eine digitale Online-Eintrittskarte für den Stream. Man muss allerdings Masochist oder Hardcore-Wagner-Fetischist sein, um sich das am Bildschirm anzutun und auch noch Geld dafür zu zahlen, denn auch eine High-End-Anlage am PC würde nichts nützen: Die Sound- und Bildqualität ist nämlich, wenn man den Testvideos vertrauen darf, WM 9.1 mit ungefähr 524kbit/s in 512x288 Auflösung mit 64kbit Audio. Für diejenige, die das Technobabble nicht verstehen: Es ist besser als Youtube, aber Welten von einer DVD entfernt. Am Bildschirm. Fünf Stunden lang. Für 49 Euro. Ich prophezeie mal, dass der Stream ein Totalflopp wird. Bei der anderen Idee muss man eigentlich nur die Fakten wiederholen, um die geradezu groteske Absurdität der Idee zu bemerken: 15000 Leute auf dem Bayreuther Festplatz beim fünfstündigen Outdoor Public Viewing von Wagner auf Leinwand? Diese Stadt hat irgendwie den Bezug zur Realität völlig verloren.

Keine Kommentare: