Samstag, 29. November 2008
Dienstag, 25. November 2008
Instant Poetry (CXXVI)
Siebzehn Tropfen Seeligkeit,
lüge die Diebe Deiner Zeit an
und verbarrikadiere Dich vor
den verlorenen Hoffnungen.
Und das alles für ein bisschen Ausverkauf.
Musikalische Fundstücke (XV): John Frusciante - 'Unreachable'
Der erste veröffentlichte Song des am 20. Januar erscheinenden, zehnten Soloalbums des Red Hot Chili Peppers-Gitarristen John Frusciante namens "The Empyrean" (das Album, nicht der Song) schwebt erneut über allem, was seine Hauptband in den letzten Jahren auf den Markt geworfen hat: Traumhafter, psychedelischer Rock (Frusciante, nicht die Chilis). Insbesondere der Schlusspart des 6-Minüters hat es in sich.
Anzuhören ist 'Unreachable' hier.
Sonntag, 23. November 2008
Briefing (XVII)
Liebe GEZ,
warum seid ihr eigentlich immer so kompliziert? Die Sache ist doch an sich ganz einfach: Ich bin kein Rundfunkteilnehmer, ihr kriegt von mir kein Geld und ich bin als Nicht-Rundfunkteilnehmer auch nicht verpflichtet, euch irgendwelche Auskünfte zu erteilen, weder schriftlich noch an Wohnungstür.
Wenn ihr mir dann einen euerer Gebührenfahnder nach Hause schickt, weil ich die Bettelbriefe grundsätzlich in die Rundablage (ironisch: Papierkorb) packe, und ich dem Herrn genau das mitteile, dieser den Sachverhalt aber von mir unterschrieben haben will, dann schicke ich ihn selbstverständlich ohne Unterschrift wieder seines Weges (denn, ich widerhole mich: Ich bin nicht auskunftspflichtig, so sagt es der Rundfunkstaatsvertrag) und ihr kriegt natürlich zusätzlich wieder einmal eine Beschwerdemail von mir. Wenn ihr dann aber behauptet, ich wäre im Falle eines Besuches doch auskunftspflichtig, falls „berechtigte Anhaltspunkte“ vorliegen, dass ich Rundfunkgeräte besitze und dass diese Anhaltspunkte eigentlich schon damit erfüllkt wären, dass „heute bereits jedes Kind im Alter von 6 Jahren im Haushalt der Eltern Radio und Fernsehen konsumiert“, dann komme ich mir etwas veräppelt vor, denn in diesem Falle wäre die ganze Anhaltspunkteklausel des RStV doch sowieso überflüssig, oder besucht ihr etwa auch Kinder unter 5 Jahren zu Hause und habt bei denen dann ausnahmsweise keinen Verdacht? Na ja, wie dem auch sei: Das nächste Mal gibt’s halt doch wieder direkt ein Hausverbot.
Und falls irgendwann, in einer weit entfernten, theoretischen Zukunft zufällig meine Kinder, egal ob unter oder über 6 Jahren die Tür öffnen sollten: Bei mir im Haushalt konsumieren die gar nix.
Euer
Sebastian
Donnerstag, 20. November 2008
Review: Guns N' Roses - "Chinese Democracy"
Guns N' Roses - "Chinese Democracy"
(2008/Musik:Album)
Man kann keine wirkliche Einleitung für eine Rezension zu diesem Album schreiben. Es wurde alles schon gesagt, alles wurde wieder und wieder geschrieben, jeder Witz tausendmal erzählt über das am längsten und am öftesten angekündigte und wieder verschobene Werk einer eigentlich längt zerfallenen, dann aber doch wieder neu aufgebauten Band um vielleicht den wichtigsten Rocksänger der späten 80er und frühen 90er Jahre neben Kurt Cobain. Wir reden über: Axl Rose. Den letzten echten Rockstar. Guns N' Fucking Roses. "Chinese Democracy". Wir starten abrupt:
"Chinese Democracy" ist nicht Axls Soloalbum, es ist kein Album voller kitschiger 'November Rain'-Variationen oder elektronischer Industrial-Riffs, auch wenn diese Vorlieben des rothaarigen Frontmannes an mehreren Stellen deutlich werden. Es ist vielmehr klassisches Guns N' Roses-Material, aufgepumpt auf Überlebensgröße, es klingt, als hätte man die damals schon vorzeitig als zu überladen bewerteten Alben "Use Your Illusion I & II" zusammenpresst, auf Steroidkur geschickt und in jeden einzelnen Song dieser Platte in ihrer Gänze hineingepackt. Es gibt, anders ausgedrückt, verdammt viel zu entdecken auf diesem Album, dessen Credit-Liste länger zu sein scheint als die abgedruckten Lyrics aller Songs zusammen, das aber geht nie zu Lasten der Songs selbst, die hier die wirklichen Stars sind: Der perfekte Sunset Boulevard-Pop von 'Better', die bluesig-beschwingte Piano-Ballade 'Street Of Dreams' (in der Live-Version bekannt als 'The Blues') oder das epische 'Madagascar' etwa sind eindeutig der Band zuordenbare Songs, die jeden alten Fan glücklich machen werden. Deutlich moderner klingen der komplexe Rockmetal-Gitarrenoverkill des Titeltracks oder der pure Sex von 'If The World', einem herausragend gelungenen Stück, das zwischen Beats und spanischen Gitarren extrem futuristisch und dennoch traditionell zugleich wirkt. Sicherlich gibt es ein paar kleinere Ausfälle auf der 14 Songs starken Platte, die man selbst als Fan nicht leugnen kann (etwa das vorab auf dem Soundtrack des Computerspiels "Rock Band 2" veröffentlichte 'Shackler's Revenge', das zu sehr nach einer Kreuzung aus den Nine Inch Nails und den alten Gunners tönt oder das insgesamt doch überkitschte 'This I Love', auf dem Axl sich richtig ausgiebig in Selbstmitleid und Liebeskummer suhlt), aber man muss festhalten, dass selbst diese paar weniger gelungenen Tracks noch deutlich auf Augenhöhe mit dem Meisten sind, was die richtig großen Rockbands uns in den letzten Jahren serviert haben. Dieses Album scheint alles zu sein, was man sich in seinen feuchtesten Fan-Träumen ausgemalt hat.
Natürlich ist "Chinese Democracy" trotzalledem nicht der Messias, der die Rockwelt im Alleingang retten wird oder der uns zurück in eine Welt beamen wird, in der Gitarrenmusik alle Charts dominierte, aber man hört jedes der 15 Jahre Arbeit, die in diesem Album stecken. Man hört die unfassbaren 13 Millionen Dollar, die für die Aufnahmen verbraten wurden, man hört die insgesamt 5 grandiosen Gitarristen, die auf dem Album am Werk sind (allen voran der gleichsam ominöse wie wahnsinnig talentierte Mann, der sich Buckethead nennt und dem Album so deutlich seinen Stempel aufgedrückt hat, wie es nur Slash vermochte, wenngleich dieser mit viel weniger Originalität zu Werke ging). Man hört all das und viel mehr auf "Chinese Democracy" und es ist vielleicht genau die Platte geworden, die es werden musste: Eine mit einer extremen Portion Perfektionismus bis in das kleinste Detail durchkonstruierte, größenwahnsinnige, bombastische, stellenweise wirklich geniale CD, die mit Pop, Rock, Metal, Beats, jeder erdenklichen Art von modernen bis klassischen Gitarrensolos, Piano- und Streichermelodien bis fast zum Zerbersten vollgestopft ist, aber dennoch nie wirklich überladen, sondern nur genau durchdacht wirkt, nie kitschig und nie irgendwie anbiedernd, kommerziell oder gar nur in die Vergangenheit schielend. Ganz im Gegenteil klingt dieses Album stellenweise verdammt modern und es wirkt weit entfernt von allem, was man simple Rockmusik nennen könnte. Wenn man "Chinese Democracy" hört, dann versteht man plötzlich, warum Axl Rose damals nicht mehr das Gefühl hatte, seine musikalische Vision mit den Hardrockertypen umsetzen zu können, die bis heute in den Köpfen der Menschen immer noch mit dem Namen Guns N' Roses verbunden sind. Und trotzalledem, und das ist vielleicht die größte Überraschung, hat man bei "Chinese Democracy" auch das Gefühl, dass hier eine richtige Band am Werk wäre, auch wenn man sie aufgrund des Sounds des Albums spontan auf mindestens 15 Mitglieder schätzen würde. Den langweiligen, sich wiederholenden Altherren-Stadiorock, den Slash und Co. mit Velvet Revolver inzwischen auf bereits zwei Platten zelebriert haben, weist Axl Rose mit diesem Album jedenfalls mehr als nur in die Schranken. Die Guns N' Roses des Jahres 2008 spielen locker zwei ganze Ligen weiter oben als eben jene Band, sind aber auch, und das ist vielleicht viel wichtiger als der direkte Vergleich mit den Ex-Mitgliedern, qualitativ auf deutlich höherem Niveau als die anderen beiden Dinosaurier des Genres, die 2008 neue Alben veröffentlichten, namentlich Metallica und AC/DC, deren aktuelle Platten, so hörenswert sie partiell sein mögen, sich im Grunde nur aus der Vergangenheit der Bands speisen. Guns N' Roses hingegen blicken auf diesem Album maximal mit einem Auge in Richtung des Gestern, und das ist der Band, respektive dem ihr vorsitzenden Kontrollfreak, hoch anzurechnen.
Vielleicht war "Chinese Democracy" der längste Running Gag der Musikgeschichte, aber zuletzt lacht wohl nun doch noch Axl Rose. Eine annähernd perfekte Platte für das Ende des ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends. Sehr hörenswert.
8,5 von 10 Punkten.
Freistil (CLXXXVI)
Glück (Im Sinne von "luck"): Wenn man minutenlang in verkehrter Richtung eine Einbahnstraße entlang fährt, es dann plötzlich bemerkt, wendet und wenn dann just in der Sekunde, in der man das Wendemanöver beendet hat, hinter einem eine Polizeistreife in jene Straße einbiegt.
Dienstag, 18. November 2008
Wort für Wort (XLV)
"Ich finde, man sollte mit Sonnenaufgang aufstehen und mit Sonnenuntergang schlafen gehen." - "Dann hätte man im Winter aber nicht viel vom Tag." - "Aber andere Tiere halten ganz Winterschlaf." - "Wir sind doch keine Tiere." - "Nicht?" - "Also ich weiß ja nicht, wie das bei Dir so ist. Aber ich nicht."
Freistil (CLXXXV)
Geplante Wachsamkeit,
verplanter Schlaf,
verträumt im Freibad,
blick herab
auf die Savanne meines Ichs.
Donnerstag, 13. November 2008
Vergessene Perlen (II)
Covenant - "Nexus Polaris"
(1998/Black Metal)
Auf den Höhepunkt des Erfolgs von aus der extremen Metal-Szene stammenden Bands wie Cradle Of Filth und Dimmu Borgir, die mehr wollten, die den Mainstream geradezu suchten: Musiker von eben den beiden Bands sowie von den damals eher progressiven Mayhem und Arcturus schließen sich zusammen, um ein völlig überdrehtes Symphonic-All-Star-Sci-Fi-Black-Metal-Album zu machen, das irgendwie das Ende der 90er im Black-Metal markiert, auf dem über Drachen und und fremde Planeten gesungen wird und das in seiner Überzeichnung, aber auch in seiner bisweilen genialen Musikalität bis heute seinesgleichen sucht. Dass die norwegisch-englische Zusammenkunft Covenant (die sich wegen Namensgleichheit mit einer Electronic-Band später in The Kovenant unmbenennen mussten) danach zunächst wieder zerfielen, dass nur die Kernmitglieder Nagash und Blackheart (inzwischen nennen sie sich zu ihrem neuen Sound passender Lex Icon und Psy Coma) übrig blieben, dass diese anschließend nichts mehr auf die Reihe bekamen und zu einer halben Rammstein-Kopie mit Marilyn Manson-Image verkamen, sei ihnen verziehen angesichts des weiterhin herausragenden Albums "Nexus Polaris". 9/10
Anspieltipp: 'The Last Of The Dragons' (hier).
Mad Season - "Above"
(1995/Grunge)
Irgendwo zwischen Pearl Jam und Alice In Chains formte sich Mitte der 90er Jahre in der amerikanischen Grunge-Szene die Supergroup Mad Season, die es nur zu einem einzigen, extrem spannenden Album brachte. Dabei war es geradezu spekakulär, wer hier alles mitmischte: Layne Staley ist zu hören, Mike McCready, Mark Lanegan und Barrett Martin sind nur die prominentesten Namen. Bei den Planungen zum nie aufgenommenen, zweiten Album ging dann irgendwie alles schief und die Band trennte sich wieder, Layne Staley selbst entschied ein paar Jahre später, dass er doch lieber zu Kurt Cobain in die WG ziehen wollte. So bleibt das einzige Mad Season-Album "Above" eines der Highlights aus dieser wahnsinnig kreativen Zeit in Seattle und eine extrem düstere und depressive Version dessen, was Nirvana zuvor mit Pop und Punk gemischt an so gut wie jeden Rockmusikfan weltweit verkauft hatten. 10/10
Anspieltipp: 'River Of Deceit' (hier).
Muggs - "Dust"
(2003/Trip-Hop)
Dass der DJ der in den 90er Jahren den sogenannten Crossover mit anführenden Hip-Hop-Metaller Cypress Hill mit bürgerlichem Namen Lawrence Muggerud heißt, weiß so gut wie niemand. Dass er selbst Musik macht und im Jahre 2003 unter dem Künstlernamen Muggs ein lupenreines Trip-Hop-Album veröffentlichte, dass sich mit den richtig großen Namen der Szene messen kann, aber leider so gut wie keine Beachtung fand, wissen sogar noch weniger. Dabei ist "Dust", so der Titel der Platte, ein Album, dass sich konzeptuell stark an Massive Attack anlehnt und diverse Gaststars versammelt, nicht weniger als eine echte vergessene Perle: Eine loungige, chillige, niemals platte und sehr kunstvolle Reise in die Welt der Verbindung von Beats und Melancholie, die nicht nur wegen der wenigen hochklassigen Veröffentlichungen in dem Genre zu den Alben zählt, die auf keinen Fall in der Bedeutungslosigkeit verschwinden sollten. 8/10
Anspieltipp: 'Rain' (hier).
Mittwoch, 12. November 2008
Dienstag, 11. November 2008
Der Musikjournalist (V)
Ich komme gerade nach Hause vom Konzert von Negură Bunget und Kathaarsys in der Markthalle Hamburg und stelle wieder einmal fest, dass die schwarzgekleideten, langhaarigen Fans von Extreme- und Black Metal-Bands die freundlichsten und angenehmsten Konzertbesucher überhaupt sind. Da wird nicht gedrängelt, niemand rempelt einen an, niemand filmt dauernd mit dem Handy, niemand grölt besoffen und/oder hirnlos herum und während der Songs herrscht andächtiges Schweigen statt dummem Geplapper. Man ließ mich sogar, ohne dass ich bei jedem Einzelnen hätte nachfragen müssen, bis ganz nach vorne, von wo aus ich in Ruhe meine Photos machen konnte. Großartig.
Ach ja: Die Show war natürlich ebenfalls sehr spannend. Ein paar Bilder gibt es in den nächsten Tagen hier im Blog zu sehen, die ausführliche Rezension erscheint in der kommenden Ausgabe des Legacy. Wer Negură Bunget mal antesten will, der folge bitte diesem Link, um sich ein wirklich wunderschönes Musikvideo der Band anzusehen und sich ihre phänomenale Musik anzuhören.
Montag, 10. November 2008
Musikalische Fundstücke (XIV): Chinese Democracy-Review
Der Rolling Stone hat als erstes größeres Magazin eine ausführliche Rezension des kommenden Guns N' Roses-Albums "Chinese Democracy" online und vergibt 4 von 5 Sternen.
Zu lesen hier.
Dienstag, 4. November 2008
Freistil (CLXXXIV)
Du kennst sie von den Gänseblümchen,
sie singt und singt und singt.
Entreiß doch mal der Ewigkeit:
Ein bisschen Gegenwart, Du Tor.
Sonntag, 2. November 2008
Begegnungen (IV)
Am Hauptbahhnhof Hamburg: Wir kaufen eine Fahrkarte für Swans Bruder, der uns über das Wochenende besucht hatte. Eine ältere, recht gepflegt aussehende Frau spricht uns an und fragt, ob wir nach Bremen fahren würden. Sie sucht offenbar nach Leuten, die sich mit ihr ein Wochenendticket teilen. Fast zeitgleich winken Swan und ich ab: "Ne, ne."
"Unverschämtheit", sagt daraufhin die Alte, als ob es etwas gänzlich entrüstendes wäre, dass wir ein anderes Ziel als Bremen haben könnten.