Samstag, 12. April 2008

Metareflexion, yeah! (XXVII)

Audienz (I)

„Mit so einem Bockmist brauchst Du mir gar nicht ankommen. Wirf das weg.“ – „Willst Du mich verarschen? Ich dachte, wir wären Freunde?“ – „Sind wir auch. Aber das heißt nicht, dass ich solchen Schmutz in irgendeiner Form loben werde. Ich beurteile ein Kunstwerk nicht nach dem Künstler. Sorry. Und außerdem entspricht das so gar nicht Deinem Stil.“ – „Na ja, es ist halt ein Experiment. Du sagst doch immer, dass man ständig experimentieren und sich nicht festlegen soll.“ – „Experimentieren heißt doch nicht: Lizenz zum Scheiße bauen. Wenn Du Scheiße bauen willst, dann bau Scheiße. Aber behalt sie für Dich und drück sie mir nicht als mit dem billigen Alibi ‚es war doch ein Experiment’ in die Hand. Auch ein Experiment muss durchdacht sein. Und nur weil es ein bisschen originell ist, brauchst Du nicht glauben, dass niemandem zumindest unterschwellig auffallen wird, wie technisch mangelhaft es durchgeführt wurde.“ – „Du machst mich fertig. Du beleidigst meine Arbeit.“ – „Oh, jetzt komm mir bloß nicht so. Den unverstandenen und sensiblen Künstler spielen wir nicht untereinander. Wir spielen den nach außen, weil wir wollen, dass die Leute uns für feinfühlige Genies halten. Wir wissen, dass es eigentlich bloß harte Arbeit ist. Metaphysisch aufgeladenes Handwerk, wenn Du es eleganter ausgedrückt haben willst.“ – „Ich bin kein Handwerker. Ich bin Künstler. Das ist etwas grundlegend anderes.“ - "Zwei Dinge will ich Dir sagen. Erstens: Nein. Es sind zwei Ausdrücke für dasselbe. Und zweitens: Nur weil ein paar hundert Leute am Tag auf Deine kleine Internetseite gucken, bist Du noch kein Künstler. Guck mich an: Ich hab so was nicht, ich brauche nichtmal einen beknackten Computer. Ich bin Künstler, weil ich es lebe und weil ich hart an meinem Zeug arbeite. Merk Dir das. Und jetzt verschwinde und komm mir nie wieder mit irgendwas an, das Du derart gedankenlos hingerotzt hast." – „Ja, Meister.“

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