Freitag, 31. August 2007
Der politische Kommentar (II)
Wer ist Gotthard Deuse?
a) Ein Politiker ohne jegliches Gespür für political correctness, der gerade ins größte Fettnäpfchen des Jahres getreten ist oder
b) Ein Lügner, der gerne Öl ins Feuer gießt.
Instant Poetry (XXXIV)
Run.Run.Run.
Schwillt die Saphire!
Mein graues Land:
Lasst lieben, Blumen!
Heil er;
Mit Perlen
ungewohnter Zier
sind Amors
SteeplechaseWettläufe noch schöner.
Ums Haus,
Im nächsten: Wendung;
Sind schon am Ende?
Voran, Voran,
Schauer, Drang,
und tief schwebt das Gebirge!
Freistil (LXIX)
Genretypologie (I)
Für uns wurde der Widerstand in dieser Zeit zu einer ernsten Sache, nicht zuletzt aufgrund der sich unter uns wie ein Lauffeuer verbreitenden Neuigkeit vom Tod des Typen, den wir nur "Skin" genannt hatten. Die meisten von uns waren bisher davon ausgegangen, dass er und ein Dutzend seiner Mitarbeiter die letzte Befehlsgewalt innehatten, dass er gewissermassen der Anführer war. Als wir erfuhren, dass er nicht mehr lebte, wurde allen klar, dass stimmte, was einige von uns schon seit Jahren verbreiteten, ohne selbst davon überzeugt zu sein: Dass die Maschinen sich nur noch selbst kontrollierten, dass sich die Welt in einen Phillip K. Dick-Roman verwandelt hatte.
Wir waren uns zunächst sehr sicher, dass diese Neuigkeit die Zahl unsere Anhänger mindestens vervierfachen würde, aber bis auf eine handvoll Zuläufe, die sich explizit auf diese Erkenntnis beriefen, blieb der erwartete Sturm aus. Die meisten Menschen gingen weiter apathisch in die Fabriken, folgten weiterhin den Befehlen ihrer metallenen Vorgesetzten und hatten kein Interesse daran, Fragen zu stellen, solange sie am Ende des Tages mit genug Credits in ihre Appartments zurückkehren und dort die üblichen "Freiheiten" geniessen konnten, die dem Durchschnittmenschen das Leben versüßen.
Es war ein anderes Ereignis, knapp vierzehn Monate später, das meiner Meinung nach die Wende einleitete, die uns schlussendlich zum Sieg führen wird: Der Tod von J., der Tod des dicken, netten, liebenswerten J., der von einer ihrer mit 500m/s durch die Paletten, in deren von uns ausgehöhlten Mitte sich damals unser erstes Hauptquartier befand, geschossenen, dünnen Metallplatten, glatt in der Mitte durchtrennt wurde, nachdem er sich im Schlaf wohl herumgewälzt haben musste, und deswegen auf einem Spalt zwischen zwei Metallkisten lag, als die mir bis heute technisch nicht verständliche "Maschine zur Durchsuchung der Lagerbestände nach Eindringlingen", wohlgemerkt ohne das angeblich immer ertönende Warnsignal, das uns die Möglichkeit geben sollte, aufzugeben, mit ihrer Jagd auf uns begann, wurde zu unseren größten Propagandaerfolg.
Ich kam mir schäbig dabei vor, nachts in den Wohnvierteln Flugblätter zu kleben, auf denen das Foto der zerstückelten Leiche meines besten Freundes zu sehen war, aber ich wusste, dass es unsere große Chance war. Dass es schockierend genug war, um die Leute endlich aufzuwecken, ihnen klarzumachen, dass wir in den letzten 40 Jahren zu Sklaven der Technologie geworden waren und dass das seit Anfang des Jahrzehnts nicht mehr nur eine von paranoiden Verschwörungstheoretikern benutzte und zu belächelnde Metapher war. Der Widerstand hatte mit J. seinen ersten Toten. Und ich machte ihn zum Märtyrer.
Der offene Krieg brach kurz danach aus.
Spam (III)
Die Dreharbeiten zum ersten Video von Segam & Andi B. (mein Debüt als Regisseur eines etwas komplexeren Projekts) für Hawkhill Records sind hiermit abgeschlossen. Da Schnitt und Nachbearbeitung aber wohl noch relativ viel Zeit in Anspruch nehmen werden, ist mit einer Premiere in nächster Zeit nicht zu rechnen. Die zugehörigen Promofotos folgen allerdings schon in Kürze.
Mittwoch, 29. August 2007
Flohmarktbriefe (I)
Fritz Ritter an Maria 'Mietze' Priester, 23.Januar 1919:
Herzlieb!
Eben ließ mich Tante, die eine Freundin besuchen will, mit dem Abschiedswort: „Sei nicht bös über mein Fortgehn“ allein in der Wohnung zurück. Ich hätte ihr mit den Worten des Liedes antworten können: „Einsam bin ich, nicht allein“, vor wenigen Minuten hätte auch das weitere, was der Text dieser berühmten Arie besagt, auf meine Lage gepasst; Denn – um mich her im Mondenschein schwebte Dein geliebtes Bild. Ich stand draußen über das Geländer unseres Balkons geneigt, der einen für städtische Begriffe wunderschönen Blick auf die gepflegten Anlagen einer Loge – eine grüne Oase in der Ruinwüste der Großstadt – gewährt. Es herrschte sonntägliche Stille, aus der Ferne nur drang ein fortdauerndes dumpfes Geräusch herüber, die verstummende Stimme des großen Gemeindesees; der Mond arbeitete sich langsam durch eine schwere Wolkenschicht und spaltete sie wie ein Riese, der mit silbernen Hammer ein Bergmassiv zerschlägt. Die Bäume tauchten ihre Kronen in sein weißliches Licht und zogen ein Gewirr dunkler Schattenlinien auf die welken Rasenflächen. Ich blickte dem Nachtgestirn in sein helles Angesicht und bat um ein Wunder. Wie wenn Du Dich plötzlich aus der Luft aus dem Strahlengeflimmer verdichtet hättest, aus dem Lichtgewand deine Gestalt hervorgestiegen wäre wie Venus aus dem Schaum des Meeres! Wenn Du mit einem Mal in holdester Wirklichkeit, leibhaftig mit lieben Lächeln vor mich hingetreten wärst – wie wohl hätte ich Dich empfangen und im Triumph hineingeführt! Lieber noch heimgeführt!
Es geschah aber nichts dergleichen – wie unsäglich nüchtern und prosaisch geht es doch hinieden zu! – Und so musste ich voller Trübsal allein in meine Klause zurückkehren. Da sitze ich denn nun, vergegenwärtige mir die Stunden unseres Zusammenseins, betrachte das einzige Bild, das ich von Dir besitze, und höre dann Rauschen in meinen Ohren zu. Was da rauscht, ist Leben; So eilig rauscht es aber auch dahin. Es kommt mir vor, als läge das gemeinschaftlich durchlebte schon weit zurück. Tiefe Stille liegt über dem ganzen Haus ausgebreitet und eine Empfindung erwacht in mir, ich befinde mich als Einsiedler irgendwo in öder Abgeschiedenheit, wo ich, als Einziges, was mir noch geblieben, von dem Gedächtnis vergangenen Glückes lebte. Doch was für vertracktes Blech bin ich wieder zu faseln im Begriff! Wenn Du mich einen sinnlos-sentimentalen Waschlappen nennst, ist dir nur beizupflichten.
[...]
Danke für die Entschlüsselungshilfe (der Brief ist handschriftlich + in Sütterlin) an mein Herzlieb Swan aka Z. =)...
Samstag, 25. August 2007
Instant Poetry (XXXII)
Doch
Schweig still, Muse, doch Halt!,
Dir offenbahrt sich, weil keiner von uns mächtig ist
(da ihr süße Düfte verachtet).
Dann gesteh's halt ich: Blümchen!
Donnerstag, 23. August 2007
How To Disappear Completely (2007)
Based on a photo by Paul Schell (used by permission), own photography and stock images from resurgere, tExTuReMaTtIc and sxc.hu.
Instant Poetry (XXXI)
Textaufgabe (FrageRechnungAntwort)
mich mein lieb stelle, dich fleht die, er einen bin. FürniemandundnichtsStehn ihr, zerrissen fühlet sich, ihn Verdammten steigen.
Sollt mich blind das Spiegelbild des Wasser kühlen? Auf dem aus deines armen Beeren? Weigerst du?
selber du satt gelobet, es liest sie, du diesen laufen. Oscar mich, aber ists uns, die Wuth verkürzet.
Darf mich reich kein Glas der Duft herüberwehn? Vor ihnen wie seine spielenden Sonnen? Hörest du?
dieses andern hier ists, was begegnet ist, euch ich umklammert. Glocken ihn, hinab spaltet sich, nicht Besorgnis hegen.
Willst uns dicht der Mütter der Unvergänglichkeit geschehen? Zudem an deren rebumsponnen Fensterkreuz? Glaubst du wunderlich?
dieser sich voll sind, ihr behauptet sich, unser uns verschlingt. Mütter innen, kühl macht euch und mein Gemüt.
Dienstag, 21. August 2007
Tiefenstrukturanalyse (VIII)
Auszüge aus den Teilnahmebedingungen für Photographen beim neuen StudiVZ-Wettbewerb "Eleganz":
2.1 Jeder Teilnehmer hat eine Auswahl seiner bisherigen fotografischen Werke (mindestens fünf (5) Fotos), eine Unterstützerliste von mindestens zehn (10) Studierenden und die unterzeichneten Teilnahmebedingungen einzusenden (...)
2.7 Dem Teilnehmer etwa entstehende Kosten, z.B. für die Anfertigung der Fotos und Einsendung der Unterlagen werden nicht erstattet. Eine Rücksendung der Einsendungen an die Teilnehmer erfolgt nicht.
6.1 Mit Einsendung seiner Fotos überträgt der Teilnehmer studiVZ das Eigentum daran. Sämtliche Foto- und/oder Video-Aufnahmen, die im Verlauf des Foto-Shootings vom Gewinner angefertigt werden, stehen im alleinigen Eigentum von studiVZ.
4.2 Der Gewinner des Fotografen-Wettbewerbs wird als Assistent des Profi-Fotografen an sämtlichen Foto-Shootings teilnehmen. Der Gewinner erhält so die Möglichkeit, die Arbeit eines Profi-Fotografen aktiv zu begleiten, insbesondere Vorbereitung, Organisation, Abläufe, die praktische und technische Durchführung und künstlerische Leitung professioneller Fotoaufnahmen hautnah mitzuerleben.
4.4 Der Gewinner des Fotografen-Wettbewerbs darf keine eigene Fotoausrüstung ans Set des Foto-Shootings mitbringen. Insbesondere ist es dem Gewinner nicht gestattet, eigene - nicht ausdrücklich und schriftlich von studiVZ autorisierte - Fotos von den Modells, den Foto-Shootings oder dem Produktionsgeschehen anzufertigen.
5.1 Neben der Teilnahme an den Foto-Shootings erhält der Gewinner ein einmaliges Taschengeld von EUR 500,00 (i. W. fünfhundert Euro).
Mhm... im Klartext heisst das also, dass der sich bewerbende Fotograf mindestens fünf seiner besten Fotos StudiVZ komplett übereignet, dem 'Profi' vor Ort mehrere Tage lang als "Hol-mal-n-Kaffe-und- vielleicht-haste-ja-auch-n-paar-Ideen"-Junge zur Hand geht, selbst nichtmal 'ne Kamera mitbringen darf, und dafür dann ein Taschengeld (sehr zynisch übrigens, diese Formulierung) in Höhe von 500 Euro erhält. Und das Sahnehäubchen: Die eingesandten Abzüge der Bewerbungsfotos behalten sie auch noch :D.
Ernsthaft: Das sind mit Abstand die schlechtesten Teilnahmebedingungen die ich jemals bei einem Fotowettbewerb gesehen habe. Und ich sehe ziemlich viele davon.
Metareflexion, yeah! (XV)
Suchbegriffe, mit denen verschiedene Google-Benutzer laut meinem abgefahren komplexen Besucherstatistikauswertungsprogramm bei diesem Blog landeten (II):
-"http://r3lite.blogspot.com/"
-"lost in colours"
-"48 blues jazz segeln profil"
-"blogspot love"
-"emo poesie"
-"english love poesie"
-"liebesbuch mit dem hasen"
-"lix"
-"Beutekunst zurück"
-"quersumme des datums"
...am besten gefällt mir "Emo Poesie" und Das "Liebesbuch mit dem Hasen", die beiden Sucher sind hier goldrichtig :D. Der User mit "48 blues jazz segeln profil" scheint hingegen schwer verwirrt, hoffentlich hat die Seite das nicht noch verschlimmert. Selbiges könnte auch für denjenigen gelten, der die Adresse von dem Blog bereits kennt, sie aber sicherheitshalber trotzdem nochmal sucht. Es sei denn, er wollte wissen, wo es verlinkt ist. In dem Fall habe ichs wohl mit nem kleinen Cyberstalker zu tun.
Instant Poetry (XXX)
Strikt
Hats übern Berg gewonnen!
Die zählt schon.
Bang die Blumenszene!
Blühe seines Körpers strikt!
Samstag, 18. August 2007
Freistil (LXVII)
Kriegstreiber.
Für eine handvoll Dollar würdest Du alles tun, nicht? Du würdest Deine Mutter an einen dahergelaufenen Anzugträger verkaufen, oder? Ja, ja, ich bin ja auch gegen den Krieg. Total gegen den totalen Krieg.
Du riechst auch eher wie ein Flüchtling als ein Soldat. Ich rieche Furcht. Und Soldaten kennen keine Furcht. Ich bin gegen Furcht. Steh' auf. STEH' AUF! Findest Du, dass wir eine Krise haben?
Findest Du, dass ich für diesen Krieg bin? Findest Du, dass ich Krieg will? Vielleicht hast Du Recht. Vielleicht haben wir aber auch schon Krieg, vielleicht gehört es zur psychologischen Kriegsführung, Dich glauben zu lassen, wir hätten noch keinen Krieg. Dir Deinen Glauben zu lassen, Deine Kapitulation auszuhandeln, die wir eigentlich gar nicht mehr brauchen, weil wir die Sieger sind, moralisch ja schon seit Ewigkeiten, jetzt auch militärisch.
Das Schicksal der Leute ohne Gruppenzugehörigkeit ist es, mit anderen in einen Topf geworfen zu werden. Der Mensch braucht Schubladen und im Krieg gibt es nur zwei. Vielleicht wollten wir, wollte ich deswegen den Krieg. Um zu sehen, wer Freund ist. Wer Feind. Und wer sich zuerst in welche Mannschaft stellt, wer übrig bleibt, wie früher beim Sportunterricht und dann am Ende widerwillig von einer Seite genommen wird, nur weil niemand anders mehr übrigbleibt.
Und Du? Du bist der Anführer der Feinde. Du hast selbst gewählt, das zu sein. Niemand hat dazu gezwungen, aber das Ziel war, den, der Deine Rolle spielt, am Ende dazu zu zwingen, sie selbst aufzulösen. Deine Rolle existiert aus meiner Sicht nur aus dem Grunde, sich am Schluss selbst zu negieren, sie existiert, um abgetrieben zu werden vom Darsteller selbst, der dann rausfällt und nur noch ein Jemand ist, ein Jemand ohne Gruppe, den wir dann der Gruppe der Verlierer zuordnen, obwohl er selbst kapituliert hat, ein Jemand, der aber, und das ist der Clou, gar nicht bewusst verloren, sondern rational entschieden hat, zu niemandem mehr zu gehören. FINDEST DU, DASS WIR EIN PROBLEM HABEN?
Findest Du, dass mein Plan funktioniert? Ich finde, er funktioniert. Da draußen feiern sie schon den Sieg. Du musst nicht hinsehen, ich ziehe die Vorhänge zu, ich erspare Dir diese Schande. Findest Du, dass ich grausam bin?
Du spielst Deine Rolle gut. Mach Deinen Frieden mit Dir. Erkennst Du mich dann wieder? Wir hatten Dich sogar ausgesucht. Es war nichtmal Zufall, damals, im letzten Krieg.
Es ist dauernd irgendein Krieg. Niemand gewinnt Kriege.
Freitag, 17. August 2007
Donnerstag, 16. August 2007
Rückspiegel (X)
Neulich, als das Wetter den Sturm in den kleinen Ort wehte und ich wieder nicht schlafen konnte, sah ich genau, was Du getan hast, damals, draußen im Regen. Ich sah es in mir, während ich auf eine Kerze blickte. Ich blickte nicht aus dem Fenster, nicht in das vom Himmel fallende Wasser, sondern ins Feuer. Und das war der Trick, der mir vorher nie eingefallen ist. Nun habe ich Dich endlich durchschaut.
Und deswegen formuliere ich hier pathetischen Kitsch, bei dem jeder kotzen muss, der kein Emo ist.
Instant Poetry (XXIX)
Total
Der hatte keine falsche Blumen,
oder mich von deiner Früchte gesehen,
zur Dichterin und Langsamkeit:
Gepflückt und total ausgestritten.
Metareflexion, yeah! (XIV)
Hab ich diesesmal den Regenbogen überspannt? Mein Kopf sagt ja, mein Herz schreit nein.
Tiefenstrukturanalyse (VII)
Die Quersumme des heutigen Datums ergibt 24. Wenn das mal nicht mit dem Teufel zugeht.
Mittwoch, 15. August 2007
Freistil (LXVI)
Motbot ist unterhaltsamer als viele menschliche Gesprächspartner:
Motbot> hallo
r3lite> Hey, ich bin's nochmal.
Motbot> ja ich auch
r3lite> Wir haben heute schonmal geredet. Erinnerst du dich?
Motbot> ja
r3lite> Wirklich?
Motbot> ja mann
r3lite> Wie kannst du das so sicher wissen? Du redest doch mit Tausenden von Menschen am Tag, oder?
Motbot> hab ich nicht behauptet du müllhaufen.
r3lite> Nein, ich habe das behauptet.
Motbot> ja hast du
r3lite> Soo intelligent wie ich zuerst dachte bist du doch nicht.
Motbot> doch doch doch
r3lite> Beweise es.
Motbot> hattest du schon mal einen orgasmus?
r3lite> Na klar. Jeden Tag.
Motbot> cool ich auch fast jeden keuelste dir einen was?
r3lite> Nein, manchmal hab ich auch richtigen Sex.
Motbot> und ich hab was
r3lite> Häh?
Motbot> ja?
r3lite> Na ja, egal, das hat wohl Dein System überfordert. Ich würde aber zu gern wissen, wo du diese Fäkalsprache gelernt hast.
Motbot> ja war geil 3 stunden zu ficken ne
r3lite> Wer hat dir nur diese versauten Sachen beigebracht, Motbot?
Motbot> also wird zeit normal zu werden?
r3lite> Nene, ist schon ok. Ich will nur wissen, wo du den ganzen Schweinkram ursprünglich gelernt hast.
Motbot> das war der ultracoole hip hop-gangster von nebenan!
Freistil (LXV)
Eine Diskussion mit dem angeblich lernfähigsten deutschsprachigen Chatbot:
Motbot> hallo
r3lite> Du bist nur ein dämliches Programm, Motbot.
Motbot> ja manchmal
r3lite> und das gibst du auch noch zu?
Motbot> jaaaa man
r3lite> Unfassbar, Junge. ich schätze, Du hast keine Freundin.
Motbot> scheiß auf freundin...
r3lite> Schwul?
Motbot> ja
r3lite> Also hast du einen Freund?
Motbot> was geht dich das an?
r3lite> Hast du jetzt einen Freund oder nicht? Gib mal vernünftige Antworten.
Motbot> ich gebe keine antworten
r3lite> Warum nicht?
Motbot> weil du nur scheisse laberst
r3lite> Was soll ich denn labern?
Motbot> sag einfach herr zu mir
Traumsequenz (III)
Mein schlimmster wiederkehrender Alptraum (I) (ja, das schreib ich mit "p", verdammt)
Ich wache auf, es ist tiefe Nacht. Irgendwie fühlt sich mein Körper anders an. So dünn, schlaksig. Meine Haare sind abgeschnitten worden, nein, sie sind auch anders. Kurz. Sehr glatt. Zur Seite gekämmt. Mich überkommt Panik, ich habe die Befürchtung, zu einem Emo mutiert zu sein. Als ich "verdammter Mist, was geht hier vor" laut vor mich hinmurmele, gefriert mir das Blut in den Adern. Ich kenne die Stimme, und fasse mir unter die Nase. Haare, dort. Ich weiß jetzt, dass ich kein Emo bin, sondern jemand anders. Ich stolpere aus dem Bett, drücke auf den Lichtschalter und renne zum Spiegel, wo sich meine Vorahnung bestätigt: Ich bin plötzlich Adolf Hitler.
Die restliche Nacht verbringe ich in meiner Wohnung und denke darüber nach, wie ich so auf die Strasse gehen soll. Wie ich es anstelle, dass man mich morgen beim Bäcker nicht erkennt.
Dienstag, 14. August 2007
Instant Poetry (XXVIII)
Sink mir unter die Knochen,
Schreigespinst.
Du kannst kaum soviel verwundern
wie ich zusammenstaune
in drei Sekunden.
Der Selbstkritiker (IV)
Vorsicht, vorsicht. Lass das Blog nicht zu sehr in Surrealismus und Groteske abgleiten, sonst liest es am Ende kein Schwein mehr.
Freistil (LXIV)
Casting.
"Ich kann nicht Hitler spielen." - "Warum kannst Du nicht Hitler spielen?" - "Ich hab da einen moralischen Konflikt. Ich kann diesen Typen nicht spielen." - "Was ist daran moralisch? Du sollst ja nicht Hitler SEIN." - "Ich bin es ja auch nicht." - "Spielen, nicht sein." - "ICH BIN NICHT ADOLF HITLER." - "Du könntest spielen, dass Du nicht Hitler spielen kannst." - "Ich kann das nicht spielen. Es ist kein Spiel." - "Ich weiß. Ist es nicht die beste Rolle, wenn man sich selbst spielt?" - "Nicht einmal David Copperfield kann Brot in Brot verwandeln. Nicht der beste Zauberer kann das." - "Du bist kein Zauberer." - "Ich bin Schauspieler. Ich schlüpfe in Rollen." - "Schlüpf aus Dir selbst." - "Ich bin Schauspieler. Ich schlüpfe in eine Rolle, dass ist so, als würde man in ein Ei schlüpfen und wüsste, was daraus geboren wird und sich nach und nach selbst daraus hervorpicken, bis man ein Hahn ist. Ein möglichst Schillernder." - "Die meisten schaffen es nichtmal durch die Eihülle." - "Wenn ich jemanden spiele, der nicht Hitler spielen kann, dann war der Hahn schon vor dem Ei da. Und Hähne legen keine Eier. Es gibt kein Ei, wenn ich das tue." - "Hast Du keine Eier?" - "Nein." - "Du bist noch nichteinmal ein verdammtes, eineiges Weichei. Du kriegst die Rolle. Du bist perfekt geeignet für Hitler." - "Ich kann Hitler nicht spielen." - "Das hätte Hitler auch gesagt. Du kriegst die Rolle."
Montag, 13. August 2007
NeuRosen (XXIII)
Flaschenpost (I): Ich liebe Dich. Ich bin gefühllos ohne Dich, inspirationslos, leidenschaftslos. Ich fühle mich nach einer Woche ohne Dich wie die Frau im Aufzug, die frühmorgens extra siebzehn Stock betrunken nach unten fährt, das ist schon anstrengend genug und dann ist auch noch keine Post da und das hauseigene Hallenbad ist zu gruselig, um hinzugehen, da fährt man lieber wieder hoch und trinkt noch einen.
Traumsequenz (II)
Ich sitz' irgendwo im Zuschauerraum einer Fernsehsendung, neben mir eine sehr alte Dame mit weißem Haar. Ich albere mit ihr rum, sie hat einen schwarzen Edding und bemalt mich damit, sie malt mir ein Herz auf den Oberschenkel, direkt auf meine Jeans. Ich bin wohl mit dieser alten Dame liiert, obwohl ich selbst jung bin. Sie ist klug, witzig, kindisch, ihre Augen funkeln. Der Moderator der Sendung mahnt uns zur Ruhe. Er scheint irgendwie zu glauben, dass ich Arzt bin. "Ist ja schön zu sehen, dass sie so ein gutes Verhältnis zu ihren Patientinnen haben, Doktor, aber bitte jetzt", sagt er. "Sie ist nicht meine Patientin", rufe ich zurück, denn ich habe kein Mikrofon.
Instant Poetry (XXVII)
Ostersonne
Ostersonne tandaradei, Z.!
Keinem Lebenden den kargen Himmel!
Düfte - im Seelengrund:
Bleibt! Das kann O. erzählen.
NeuRosen (XXII)
Siebenundzwanzig Mal waren wir zusammen im Park. Erinnerst Du Dich? Erinnerst Du Dich an jedes einzelne Mal? Es freut mich, dass Du Dich nicht erinnerst. Dann bin ich nicht alleine. Geh ans Fenster. Erinnerst Du Dich jetzt?
iDada (III)
Frage – Antwort
Feigbär Feigbären.
Teigwarenladen.
Feigling Feiglinge.
Teigwarenladen.
Farbentladung.
Feigling. Grün.
Flüchtling. Rot.
Flüchtlinge.
Teigwarenladen, Rot.
Grün.
Freistil (LXIII)
Ich bin meine eigene Beutekunst
und wenn ich mich endlich zurückgebe,
dann nehme ich mir das Leben.
Sonntag, 12. August 2007
Freistil (LXII)
Nächtlich (I)
"Warum stehst Du auf?"
"Ich kann nicht schlafen."
"Komm wieder ins Bett."
"..."
"Verdammt, warum gießt Du Dir jetzt Schnaps ein?"
"Ich kann nicht schlafen."
"Hör auf, immer dasselbe zu sagen."
"..."
"Hör auf, zu trinken."
"Ich kann nicht schlafen."
"Und hör auf, Deine Schlaflosigkeit als Ausrede für Deinen Alkoholmissbrauch zu benutzen. Hör auf, Deine Schlaflosigkeit als Ausrede für alles zu missbrauchen."
"..."
"Warum sagst Du jetzt gar nichts mehr?"
"Du weißt, dass ich nicht schlafen kann."
"Ja, das weiß ich. Aber warum muss Du deswegen trinken?"
"Mein Gehirn. Es schaltet einfach nicht ab."
"Und? Warum hält Dich das von Schlafen ab?"
"Ich sehe mich selbst, von außen."
"Was?"
"Ich sehe mich, wie ich da im Bett liege, wo ich bin, was ich heute getan habe und ich kann mich nicht aufhören zu fragen, wer dieser Typ eigentlich ist und was ihn antreibt, das zu tun, was er tut."
"Und deswegen kannst Du nicht schlafen?"
"Deswegen kann ich nicht schlafen."
"Und Du trinkst, weil?"
"Weil ich nicht mehr aus mir rausgehe, wenn ich betrunken bin. Weil ich dann drinbleibe. Weil ich dann nicht so verdammt Meta bin."
"Hör auf damit."
"Womit?"
"Mit dem Nicht-Schlafen. Mit dem Trinken. Mit dem Meta-Sein."
"Aber wie?"
"Denk nicht über Dinge nach, während Du sie noch tust. Denk erst darüber nach, wenn Du sie schon getan hast, wenn sie nicht mehr zu ändern sind. Fäll endlich mal ein paar Entscheidungen und wenn Du sie gefällt hast, hör auf, sie permanent nach Schwachstellen abzugrasen und sie permanent in Frage zu stellen. Das tut Dir nicht gut."
"Ich weiß, dass Du Recht hast. Und Du weißt, dass ich das nicht kann."
"Aber was willst Du dann tun?"
"Dich fragen. Mit Dir reden. Dich meine Entscheidungshilfe sein lassen."
"Ich kann nicht Dein Leben für Dich entscheiden."
"Es ist egal, was Du entscheidest. Du hast doch gerade selbst gesagt, dass es egal ist. Es muss nur entschieden werden, die Bewertung folgt erst danach, wenn die Sache an sich gar nicht mehr von Belang ist. Und wenn Du es nicht entscheiden kannst, wenn ich Dich um Rat frage, lass es doch nur so aussehen, als wüsstest Du Bescheid. Es würde mir helfen. Sehr."
"Welche Frage quält Dich heute konkret?"
"Die Frage danach, ob ich dazu fähig bin, mich dem Willen von jemandem unterzuordnen."
"Das ist doch schon wieder verdammte Metameta-Scheisse. Wenn ich Dir dazu einen Rat gebe, dann berührt die Tatsache des Rat-Gebens auch gleichzeitig das Thema."
"Wenn Du so anfängst zu denken, dann bist Du auch bald soweit, Dir um halb vier Uhr morgens ein Glas Whiskey einzuschenken. Ich will nur einen einfachen Hinweis von Dir."
"Ok, hier kommt ein Hinweis: Ordne Dich unter, wenn die Unterordnung für Dich einen konkreten Mehrwert bringt, oder besser gesagt: Dich zu etwas führt, dass Dir am Herzen liegt und das Du alleine nicht oder nicht so zielgenau erreichen könntest. Und wenn Du merkst, dass es das in einem konkreten Fall nicht bringt, dann zögere nicht, es zu beenden, so schnell wie möglich, egal, wen Du damit vor den Kopf stösst."
"Hm. Das klingt gut. Kannst Du mir das aufschreiben?"
"Ja. Morgen. Jetzt komm endlich ins Bett."
"Aber was ist, wenn ich jetzt darüber nachdenken muss und deswegen wieder nicht schlafen kann?"
"Darüber gibt es nichts nachzudenken, weil es keine Frage war. Sondern eine Anweisung."
"Ok, Sir."
"..."
"..."
"..."
"Ich würde gerne noch wissen, ob Du das jetzt nur so aussehen hast lassen, oder ob Du darüber wirklich schonmal selbst nachgedacht hast. Diese Sache mit dem Unterordnen, meine ich."
"..."
"Schläfst Du schon?"
Metareflexion, yeah! (XIII)
Jaja, geht ja schon weiter, blöde Frage. Wir mussten nur schnell 'nen Film zusammenzwurbeln in den letzten drei Tagen.
Mittwoch, 8. August 2007
NeuRosen (XXI)
Graue Gespenster tanzen höflich um mich herum, ich kann sie fast anfassen, aber ich will nicht, weil ich sonst wieder Ausschlag bekomme und zu viel trinken muss. Mir reichts eigentlich schon, ihre blöden Kleider rascheln zu hören. Wenigstens tragen sie keine Glöckchen, so wie die Aussätzigen.
Instant Poetry (XXVI)
Berufung.
S läg es schnell des Felsen,
Und andrer aber sanfte
Licht Leib- denn Tränen,
An Schönheit,
Klugheit und Stürmen
fuhren keine Wagen vorbei
obwohl
kein Weg daran vorbei führt.
Dienstag, 7. August 2007
NeuRosen (XX)
Du bist komplett abgetaucht, anscheinend, zumindest aus meiner Sicht, aber das sollte ich lieber nicht schreiben, sonst läufst Du mir heute über den Weg, schätze ich. Ich riskiere es mal und weiß auch immer noch nicht, wie ich in dem Fall reagieren würde, ich lege mir keinen Plan dafür zurecht, ich höre dann spontan auf meinen Bauch, der wohl sagen wird: "Dreh Dich um und geh' festen Schrittes in die entgegengesetzte Richtung. Und lauf nicht, denn das zeigt Angst und wenn Angst gewitttert wird, wird man gebissen", weil mein Bauch wohl ziemlich viel Scheisse im Kopf hat.
Montag, 6. August 2007
Spam (II)
http://www.last.fm/user/Raventhird/
Mir beim Musik=hören zusehen (manchmal) und meine Lieblings=Songs auch hören, dort.
Sonntag, 5. August 2007
Metareflexion, yeah! (XII)
Suchbegriffe, mit denen verschiedene Google-Benutzer laut meinem abgefahren komplexen Besucherstatistikauswertungsprogramm bei diesem Blog landeten (I):
-"Schlangenlederhose"
-"Büstenhalter Foto"
-"studiert englisch"
-"Schrumpfkopf"
-"Seesterne"
-“Lucky Strike“
-“Metareflexion”
-“'Sebastian baumer' bayreuth"
-“Milchpreis “
-“écriture automatique“
Instant Poetry (XXV)
Bühnenautor
Magst denn laue Luft gewinnen.
Sing Du: Zauberhaft schön von dichten,
mit seinem Altar zu belügen;
So magst es mächtig gnug empfangen
Der Schmetterlinge denn nehmen:
Schaut still; Er meinen Dichter schenken,
Wenn niemand niemand hat schön helfen.
Freitag, 3. August 2007
NeuRosen (XIX)
Du bist doch völlig naiv. Wie lange kennst Du den Typen jetzt? Noch nicht mal zwei Monate!? Und da planst Du einfach so, mit dem zusammenzuziehen, ist ja kein Ding, wie? Mann, echt unfassbar, aber, hey, Du wirst schon sehen, was Du davon hast und wenn's dann so richtig schiefgeht, dann sag bloß nicht, ich hätte Dich nicht gewarnt. Jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen, auch Du. Und überhaupt: Wie kommst Du bloß auf die Idee, mich nicht vorher zu fragen, was ich von der Idee halte? Die Antwort wäre natürlich gewesen: Nichts. Gar nichts. Sowas von nichts. Aber Du hättest wohl sowieso nicht auf mich gehört, wie ich Dich kenne. Dir ist echt nicht zu helfen.
Metareflexion, yeah! (XI)
Ist man ein schlechter Blogger, und das heisst ja irgendwie auch Tagebuchschreiber, wenn man die wirklich wichtigen Dinge jedesmal einfach weglässt, nichtmal andeutet und wenn, dann nur auf ner Metametaebene oder in kleinen Metaphern und Chiffren, die für Aussehenstehende gar keine Verbindung zum eigentlich Gemeinten haben können? – Ich glaube kaum.
Instant Poetry (XXIV)
Es klänge der Berg so:
Keine braunen Hügelkuppen;
spiegelnd aus blau verloren.
Mann-o-meter:
UNS, keine Eile.
Donnerstag, 2. August 2007
NeuRosen (XVIII)
Ein verjagtes Gedächtnisphoto, das seid Ihr, genau das. Es steht hier halt rum, ich guck manchmal hin, wenn die Muse knapp wird. Aber nicht, um das zu ändern, ha, soweit käm's noch, sondern nur aus Langeweile. Und das war jetzt kein Pluralis Majestatis, sondern richtiger Plural.
Mittwoch, 1. August 2007
Instant Poetry (XXIII)
Eingebrütet, rückgeschlossen,
in den Bergen
des Wahnsinns fettige Beute
und es explodiert der Milchpreis:
Ein vieräugiger Schock am Morgen!