"Was macht ihr am Wochenende?" - "Geschichte. Wir machen Geschichte."
Freitag, 28. September 2007
Donnerstag, 27. September 2007
Befindlichkeitskurzmeldung (III)
"Käptn: Abwesenheit vorraus!" - "Und wann?" - "Ab hier, 4 Tage, schätzbar, Dinge von A nach B bringen. Nach Hause."
Instant Poetry (XLIV)
Dasein
Dieser schlichte Wandrer der Toten,
Freundes dacht er dich:
Herzlieb aus meines Glückes
letzter Nacht, fernerer Himmel!
Einiger Schatz, der alles Leben ist,
denn fremd war mir immer das Geschick,
das gleitet durch jedes Leben wie gegeben.
Mittwoch, 26. September 2007
Dienstag, 25. September 2007
Wort für Wort (XXXII)
"Dieses Bild stinkt. Es ist langweilig, uninspiriert und sieht aus, als hätte derjenige, der es gemalt hat verdammt viel Konkurrenz von Hunderten von pseudodepressiven Emo-Teenagern, die ihn an Ideen und handwerklichem Talent weit übertreffen. Ich würde mich schämen, soetwas auszustellen" – "Aber Du solltest bedenken, daß der Typ, der es gemalt hat, selbst erst 19 Jahre alt ist und in dieser Phase grade erst angefangen hatte, sich mit Ölmalerei zu beschäftigen." – "Es interessiert mich einen Dreck, wer der Künstler ist und welche persönlichen Probleme er hat. Mich interessiert ausschließlich das Werk."
Metalreflexion, yeah! (XVII)
Willst Du Dein Herzblut wenigstens für einen Tag in die Kunst gießen? Ich bin Dein Mann, der Kollaborateur in allen denkbaren und noch zu erfindenden Genres, die gutgeölte Maschine, die auf Abruf zaubert, mit Wunderkamera, selektivem Blick und Händchen für dieses und jenes immer im Zwielicht unterwegs, um mitten aus den unbeachteten Schatten glänzende Lichtbilder virtuell zurecht zu malen. Erzähl mir einfach von deiner Idee. Wenn sie mir gefällt, dann setzen wir sie zusammen um.
Montag, 24. September 2007
Freistil (LXXVI)
Als ich die Treppe zu meiner Wohnung hinaufsteige, geht vor mir eine Frau auf Stöckelschuhen, die plötzlich den linken Schuh verliert. Sie macht noch einen Schritt vorwärts, bemerkt dann, was passiert ist und dreht sich um zu mir. Ich habe längst den Schuh aufgehoben und halte ihn ihr in meiner ausgestreckten Hand entgegen, was dadurch, dass sie mir einige Stufen vorraus ist und somit höher steht, dramaturgisch kaum besser inszeniert sein könnte. "Huch, das ist ja wie im Märchen", sagt sie und lacht. "Stimmt" antworte ich.
Sie meint die Situation, ich das Leben an sich.
Briefing (VI)
Liebe Daniela,
schon zum zweiten Mal stellst Du mir per Mail ausführliche Fragen nach meinem Kameraequipment. Ich kann es Dir nicht wirklich verübeln, muss aber anmerken, dass es langsam anfängt zu nerven, denn höre ich diese Auskunftsbitten nicht zum ersten Mal, ganz im Gegenteil: Die Frage "Was für ne Kamera benutztn Du für diese Photos?" ist die wohl mir meistgestellte Frage, seit ich ernsthaft mit der Photographie begonnen habe und ich beantworte sie normalerweise nur ungern. Die Begründung dafür dürfte im folgenden, uralten Photografenwitz verborgen sein:
Helmut Newton speist in einem Restaurant. Als er nach dem Essen noch ein Glas Wein trinkt, besucht ihn der Chefkoch, ein Bewunderer seiner Arbeit, am Tisch. "Ich liebe ihre Bilder", sagt der Koch, "sie müssen eine tolle Kamera haben". "Vielen Dank", entgegnet Newton, "Ihr Essen war ebenfalls herausragend. Sie müssen tolle Kochtöpfe haben".
Samstag, 22. September 2007
Stroboskopeffekt (V)
'Jupiter's Lament (Untiefe)'
Actor: Swan; Words and Videowork by Me
Stroboskopeffekt (IV)
'Obdach des Kleinsten (Daß)'
Actor: Swan; Words and Videowork by Me
Freitag, 21. September 2007
Instant Poetry (XLII)
Untiefe
"Vergebens Bitten, sich denkt ihr so,
den Lüften gaukelt der gewölbten Braun
und mancher Tag kein treuer Hund."
Jener fürchtet ja,
Wenn Jupiter sieht,
Dem bösen Träume wissen,
und verklatscht von Ziegen:
Wo alle Stund erharre.
Donnerstag, 20. September 2007
NeuRosen (XXV)
...Wohnungsamt sagt schließlich: Beantrage Studienabschlusshilfe, denn wenn Du Anspruch darauf hast, kannst Du kein Wohngeld kriegen; Studentenwerk sagt: Musst Du erst Bescheinigung vom Prüfungsamt mitbringen; Prüfungsamt füllt falsche Spalte im Formular aus, aber grundsätzlich richtig; Studentenwerk schickt mich, nachdem ich noch sieben weitere Anträge ausgefüllt habe, von meinen Eltern ausüllen ließ und doppelt bestätigt habe, zurück zum Prüfungsamt, wegen dem Zettel, den ich schon vor Wochen abgegeben habe; Prüfungsamt ist im Urlaub, Vertretung füllt generell nix aus, was sie nicht kennt, will mich am liebsten zurückverweisen; Studentenwerk sagt deshalb: Abschlusshilfe kriegste noch nicht, weil Du einen Schein im Nebenfach noch nicht hast, aber genau können wir Dir auch nicht sagen, ob das daran liegt, das kann nur das Prüfungsamt (zur Erinnerung: Die sind noch nen Monat im Urlaub und haben ne Vertretung, die sich nicht auskennt); Wohnungsamt sagt: Kann gar nicht sein, dass da ne Lücke entsteht zwischen normalem Bafög und Studienabschlusshilfe, aber stellen sie doch mal den Antrag nochmal, für den benötigen wir unter anderem folgende Nachweise: ...
...und dazwischen liegen ca. 6 Wochen, um die 30 Telefonate mit verschiedensten Menschen wegen verschiedenster zugehöriger Kleinprobleme und ungelogen mehr als 25 verschiedene Anträge und Nachweise. Ich bin mitten im Kafka-Land und drehe weiter meine Kreise... zurück zum Wohnungsamt, neue Formulare besorgen...
Mittwoch, 19. September 2007
Instant Poetry (XLI)
Im GrenzGebiet
niemand sich entsetzlich ist, dir trinket man, mir er sieht’s. Trallalala ihr, willig sind welche, mir Kränze welken.
Bin dir voraus dem Lechzenden die Veilchendüfte sein? In allem für dein rastlos Streben?
nichts was wieder sprudelt, es stille mein, ander’ was sinnst. Nennen dich, vielleicht bist dir, ich Vater kennt.
Seid mir lieb kein Falke ein Graun bedeuten? Für alle zu deinen samtnen Schatten? Ruft es?
Geht strahlend: Und dein wird der Soldat!
Bild aber bebt im deinem Leben! Jene sind’s, die ergrimmte Gluth.
es dies allein ist’s, ich schnell der, den dich umflügelt. Merk mir, herunter reissen wir, das große beider Werden liegt.
Metareflexion, yeah! (XVI)
Ich bin die einzig funktionierende Kunstgenerierungsmaschine des Planeten Erde, ich spuke psychedelisches Hirnzuckerwerk im Sekundentakt vor die Füsse der Hirnlosen und hab dabei soviel Spass wie andere bei sinnentleertem Hin- und Herspulen von Bekanntem.
Und Eigenlob, das stinkt, igitt.
Noesis (2007)
Montag, 17. September 2007
Spam (V)
DeviantArt ist mit 4,5 Mio. registrierten Künstlern und über 42 Mio. veröffentlichten Werken die größte Kunstwebseite der Welt. Der höchste dort vergebene Preis an herausragende Werke wird "Daily Deviation" genannt.
Ich hab' selbigen heute zum zweiten Mal gewonnen :).
Flohmarktbriefe (III)
Friedrich 'Fritz' Ritter an Maria 'Mieze' Priester, 27. Februar 1929
Meine liebe Mieze,
Auf meiner gestrigen schönen Karte habe ich Dir bereits für Deinen „l.“ Brief gedankt und tue es jetzt noch einmal. Diese Ausführlichkeit ist ja staunenswert – oder nein, sie ist in Anbetracht der kommenden Dinge eine Selbstverständlichkeit. Du sprichst – um es gleich vorweg zu nehmen – von einem beigelegten Zettel, ich fand aber keinen.... Gern hätte ich Dir mitgeteilt, daß ich schon im Besitz des Mietrechtscheines sei. Bis heut habe ich vom Wohnungsamt auf meinen Antrag noch keinen Bescheid erhalten. Ich werde mich morgen telephonisch erkundigen, wie die Suche steht. Deine Wünsche sind mir nicht nur Befehl, sie decken sich auch mit den meinen.
Natürlich will auch ich mich in meinem „Heim“ behaglich fühlen. Mit der Zwecksetzung der Wohnräume, wie Du es wünschest, und der dadurch bedingten größeren Zahl bin ich gleichfalls einverstanden. Da Du Dein Bett von dem meinen getrennt halten willst, genügt für mich als Schlafraum eine kleine Kammer, falls vier brauchbare Zimmer zu einem für uns erschwingbarem Preise nicht aufzutreiben sein sollten. Du brauchst übrigens nicht zu schreiben: „...so beuge ich mich Deinem Willen“. Wie Du es für richtig hältst, so wird es gemacht. Bitte sage Du jetzt „basta“ dazu.
[...]
Freitag, 14. September 2007
Befindlichkeitskurzmeldung (II)
Ich bin nervös, müde, lichtspielfiebrig und gespannt. Und außerdem erstmal ein paar Tage offline wegen Filmproduktion und Musenrückkehr.
Donnerstag, 13. September 2007
Wort für Wort (XXXI)
"Jetzt erzähl' doch Du mal irgendwas über Dich. Du sitzt nur so still in der Ecke rum, trinkst ein Glas Wein nach dem Anderen und tust so, als ob Du gar nicht da wärst." - "Hm. Über mich, oder wie?" - "Ja, irgendwas, was Du so machst, was Dir grade einfällt." - "Also vor 'n paar Jahren hab' ich mal 'ne Pflanze geteert und gefedert, dann fotografiert und das Ganze Hymnomatosis genannt." - "Warum verarschst Du mich jetzt?"
Dienstag, 11. September 2007
Zettelpoesie
Projekte (I)
Projektbeschreibung: Zufällige Verteilung von selbstverfassten Gedichten auf kleinen Zetteln mit Angabe einer Internetadresse, die hierher führt, um Rückmeldungen von den Findern zu bekommen.
Lieber Zettelfinder,
Du bist hier gelandet, weil Du einen der kleinen Gedichtzettel gefunden hast, die ich derzeit überall hinterlasse, wo ich unterwegs bin.
Jedes dieser Gedichte existiert genau zehn mal in dieser Zettelform, insgesamt habe ich vor, vorerst 50 verschiedene Gedichte, also 500 Zettel, an den Orten zu verteilen, die ich in den nächsten Wochen und Monaten besuchen werde. Die Zettel werden dabei von mir völlig zufällig platziert, also sowohl an leicht zugänglichen Stellen, wie auch völlig seltsamen Locations, wo sie möglicherweise noch Jahre auf jemanden warten werden.
Sollte das Projekt erfolgreich werden, wird es danach in evtl. modifizierter oder komplett neuer Form fortgeführt. Sollte es richtig erfolgreich werden, werde ich versuchen, die Gedichte und die jeweils zu dem Gedicht gehörigen Rückmeldungen irgendwann als Buch zu veröffentlichen.
Wenn Du weiter an dem Projekt teilnehmen willst oder die möglichen anderen Rückmeldungen sehen willst, dann hinterlasse mir doch hier an der Stelle bitte einen kurzen Kommentar oder schreib noch besser eine eMail an raventhird(at)gmx.net und erzähle mir, wo und wann Du den Zettel mit welchem Gedicht (Titel genügt) gefunden hast, was Du Dir dabei gedacht hast, was Du an dem Ort eigentlich gemacht hast und wer Du bist. Danke.
Falls Du partout nicht bei diesem Mist mitmachen willst, würde ich Dich darum bitten, das Gedicht wieder irgendwo "auszusetzen" oder jemand Anderem (möglichst anonym) zukommen zu lassen, damit das Ganze nicht nur eine KunstumderKunstWillen-Aktion wird.
Ansonsten wünsch' ich Dir einfach viel Glück und viel Spaß beim Lesen des Gedichts =).
Sonntag, 9. September 2007
Instant Poetry (XXXIX)
DER FREMDE, leise, am Baum erheitert,
drängt nach Tisch und zu den Wellen:
"Nun blühten allerorts die Gefallnen,
und horchten wild zu Dir heran,
schon und ziemlich wirr,
ist es siegen oder neu gestalten?
Gezeichnet:
Neigung stellt, Natur erschafft!"
Tiefenstrukturanalyse (X)
Deine offensichtlich vorhandene Fähigkeit, in vollständigen und komplexen Sätzen zu kommunizieren, verblüfft mich, obwohl mir hätte klar sein müssen, dass Du dazu in der Lage sein solltest, C.
Freitag, 7. September 2007
Freistil (LXXIII)
Titel, die dieses Blog bereits trug (I):
Art, Love & ...
-karierte Schlangen
-interaktives Spöökenkieeken
-interaktives Teepilztrinken
-ingwergeschwängerte Lichtbildmalerei
-voll krasse Makro-Propositionsbildung
-sinnkongruente Tautologien
-toll wütende Poesie
-sinnlos-sentimentales Waschlappentum
Flohmarktbriefe (II)
Unbekannter Schreiber an Elfriede Beringer, 19. Okt 1944
Meine liebe Elfimaus!
Mein ersten Brief von hier aus wirst inzwischen erhalten haben? Nun möchte ich Dir heute wieder einige Zeilen senden.
Vor allem hab vielen Dank für Dein liebes Brieferl von 09.10., welches ich vor einigen Tagen erhielt, habe mich sehr darüber gefreut auch einige Zeilen von Dir zu erhalten.-- Habe mir von Tante die Klapperschlange [Anm.: Ich vermute schwer, er meint die Schreibmaschine, der Brief ist im Gegensatz zum vorherigen getippt] geholt und nun möchte ich wieder mal ein bisschen üben, damit ich nicht aus der Übung komme.
[...]
Wir haben es hier offenbar mit einem recht talentierten Tautologen zu tun.
Donnerstag, 6. September 2007
Rückspiegel (XII)
Der beste Ratschlag, der mir im Verlauf von mehr als fünfundzwanzig Jahren gegeben wurde, stammte paradoxerweise von Jemandem, den ich gar nicht kenne und lautete sinngemäß, dass ich Menschen meiden soll, die mich in eine irgendeine Art von bestimmtem Dasein, eine bestimmte Rolle zwingen wollen, wenn auch nur indirekt und zu den Menschen gehen soll, bei denen Worte überflüssig werden, die mich ohne Erklärungen, ohne Begründungen akzeptieren, keine Bedingungen vor meine Anwesenheit stellen. Ich werde diesen Rat wohl nie vergessen, Elisa, denn er hat mein Leben grundlegend verändert.
Mittwoch, 5. September 2007
Instant Poetry (XXXVII)
Dazzle
Solche Bilder machen Geschichte:
Die Fracht dann klagt:
"Alles Tote musst Du behalten!"
Welche Schmach muß drum herum?
Die Vögelchen steigen trotzdem wieder auf,
merk's Dir, für die nächste Nacht.
Wort für Wort (XXX)
"Du kennst Dich doch mit Internet aus und so, oder?" – "Kommt drauf an, was Du wissen willst." – "Also: Ich hab da so ein Lied runtergeladen, aber wie krieg' ich das jetzt auf meine Festplatte?" – "Wenn Du es runtergeladen hast, dann ist es bereits auf Deiner Festplatte. 'Runterladen' heißt, dass Du es aus dem Internet auf deine Festplatte ziehst." – "Nein, ich meine, ich hab es gedownloaded! Verstehst Du nicht!?"
Dienstag, 4. September 2007
Freistil (LXXII)
Unzitat (IV)
Der weiße Hase
Eine Tablette macht Dich größer,
eine Andere macht Dich klein,
und die, die Du von deiner Mutter bekommst,
die bewirken gar nichts.
Frag Alice,
wenn sie gerade zehn Meter groß ist.
Und wenn Du Hasen jagen gehst,
und weißt, dass Du fallen wirst,
erzähle ihnen, dass eine wasserpfeifenrauchende Raupe
dich angerufen hat.
Ruf Alice an,
wenn sie gerade klein war.
Wenn die Männer auf dem Schachbrett aufstehen
und Dir sagen, wo Du hin gehen sollst
und Du Dir gerade irgendeinen Magic Mushroom reingezogen hast
und Dein Bewusstsein sich nur sehr langsam bewegt,
dann geh und frag Alice,
Ich denke, sie wird die Antworten wissen.
Wenn die Logik und die Proportionen
langsam am verschwinden sind,
und der weiße Ritter rückwärts spricht
und die rote Königin völlig kopflos ist,
dann erinnere Dich daran,
was der Siebeschläfer gesagt hat:
"Füttere Deinen Kopf!
Füttere Deinen Kopf!
Fütter Deinen Kopf!"
A translation of a song © by Jefferson Airplane, 1967.
Freistil (LXXI)
Granpa Raventhird erzählt (I)
Deine Mutter hat Deinen Vater sehr geliebt. Sie konnte stundenlang von ihm erzählen, aber wenn ich Ihr zuhörte, hatte ich immer das Gefühl, dass Ihr das erst klar wurde, als er gar nicht mehr am Leben war. Es erschien mir fast so, als hätten Sie und er sich in Wahrheit nie allzuviel zu sagen gehabt, aber nicht deshalb, weil sie sich nicht mochten, sondern weil zwischen ihnen von Anfang an alles so eindeutig und klar war, dass es nicht viel zu sagen gab. Sie selbst brauchte lange, um das zu verstehen. Viel zu lange.
Wenn die beiden zusammen waren, dann muss es gewesen sein, als wären zwei Engel beieinander. Sie sprachen, so wie ich es verstehe, fast ausschließlich in dieser Art von Babysprache miteinander, die Leute miteinander sprechen, die frisch verliebt sind, sie alberten rum, sie liebten sich so oft, wie sie körperlich dazu in der Lage waren und das ließ niemals nach. Also hör' endlich auf, Sie danach zu fragen, ob sie ihn in den Tod getrieben hat. Das hat Sie nicht. Du kennst Sie gar nicht. Das, was Du kennst, ist nur die zerbrochene Version von Ihr, die Version, die entstanden ist, als der Zug über den verdammten Schädel dieses lebenslangen Träumers fuhr, der Dein Vater war. Und ich meine ich nicht im negativen Sinne, selbst wenn es so klingt. Man kann ihm nicht böse sein dafür, was er war. Wäre er ein Anderer gewesen, hätte Sie sich gar nicht erst in ihn verliebt.
Und dann würdest Du gar nicht existieren, um diese dummen Fragen überhaupt zu stellen. Verstehst Du das?
Sonntag, 2. September 2007
Der Selbstkritiker (V)
Mhm. Das dürfte reichen, um knapp 50% deiner Besucher zu verschrecken und den Rest davon zu überzeugen, dass Du psychisch gestört bist.
Instant Poetry (XXXVI)
Grenzenlot
Statt Fisch:
Zu Berg und Flammen.
Jene hochbeglückten Damen! Stehn
bleibt
er doch willig durch Ajax.
Briefing (V)
Lieber Guillermo Del Toro,
Mit extrem viel Vorfreude habe ich mir heute zum ersten Mal Ihren Film 'Pans Labyrinth' angesehen. Ich habe mir Chips und Bier bereitgestellt, das Zimmer abgedunkelt, alles so vorbereitet, als würde ich den Film nicht ganz alleine sehen, sondern auf einer großen Leinwand. Ich verrichtete keine ablenkenden Tätigkeiten nebenbei, wie bei mir üblich, wenn ich den gewöhnlichen Hollywoodschrott zur puren Unterhaltung sehe. Kurz: Ich war voll konzentriert auf Ihr Werk. Lassen Sie mich das Fazit dieses Briefs vorwegnehmen: Es half nicht.
Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, ich mag es, wie Sie eine realistische Geschichte über den spanischen Faschismus und eine Fantasystory parallel erzählen, ich finde diese Grundidee sehr innovativ, ich liebe die Bilder, die sehr beeindruckende Kameraarbeit fasziniert mich und die nicht übermässig eingesetzten Spezialeffekte sind definitiv herausragend, aber irgendwie fehlt dem Film das entscheidende Element, die Art von Zauber, die ein guter Film haben muss oder wenigstens eine einzige überraschende Wendung. Wenn ich darüber nachdenke, was mich am meisten enttäuscht, dann muss ich an erster Stelle den Plot an sich nennen. Ein paar Soldaten kämpfen im entlegenen Hinterland gegen Guerilla-Krieger, es gibt eine handvoll Verräter im Lager, ein Mädchen muss drei Prüfungen bestehen, jede davon in ihrem Ablauf vorhersehbarer als die nächste. Sie erzählen in knapp zwei Stunden eine Geschichte, bei der jeder einzelne Schritt einem halbwegs intelligenten Zuschauer schon lange vorher klar ist und bei der die oft in den Rezensionen so sehr in den Vordergrund gestellten Fantasy-Elemente leider jederzeit nur Nebenschauplatz bleiben. Kennt man den gehörnten Pan und das Wesen mit den Augen in den Händen bereits aus dem Trailer oder von Promofotos, hat man irgendwie schon alles gesehen, was an dem Film sehenswert ist, in dem Punkt ist 'Pans Labyrinth' nicht unählich dem russischen, viel Action- und Sci-Fi-lastigerem Debakel 'Wächter Der Nacht'.
Ich bin, Herr Del Toro, derweilen in jedem Fall verblüfft, wie wenig heute ausreicht, um einen in allen Kritiken hochgelobten 'Kultfilm' zu fabrizieren und sogar drei Oscars (!) zu gewinnen: Man mische einfach zwei an sich nichtssagende, straight ablaufende Geschichten ineinander und benutze als Bindeglied ein kleines Mädchen, um das ganze als 'Erwachsenenmärchen' deklarieren zu können. Ich hatte nach dem ganzen Hype und den auch durchweg positiven Reaktion von diversen Freunden einen Film erwartet, der sich locker in meine Alltime Top50 oder gar Top25 zaubert. Aber diesen Film sah ich heute nicht, sondern nur ein eher unbedeutendes Kitschfilmchen, das glatt an meinem Erinnerungswürdigkeitsorgan vorbeirauschte. Statt einer surrealeren und gleichzeitig realistischeren Version von Terry Gilliams 'Brother's Grimm' oder einer 'Herr Der Ringe'-Version von Alice In Wonderland, was in etwa das war, was die Presse mich erwarten ließ, bekam ich nur einen beliebigen Kriegsfilm mit Schneewittchen-Elementen. Auf einer Skala von eins bis zehn für mich leider nur eine sechs.
Mit freundlichem Gruße,
eine Stimme mit einer sich der Mehrheit nicht anschliessenden Meinung, die sicher nicht zur abschliessenden Bewertung ihres Werkes beitragen wird.
Samstag, 1. September 2007
NeuRosen (XXIV)
Liebe drückt sich paradoxerweise oft dann besonders deutlich aus, wenn der geliebte Mensch nicht da ist. Vielleicht bin ich aber nur ein verdammter Romantiker, der selbst im allkommunikativen Internetzeitalter das stereotype Ideal von Fernliebe noch hoch über seinen Kopf hält und in der Zwischenzeit seine rotglühenden Emotionen in wild pulsierende Kunst gießt.
Vermissen, Rückerwarten, Wiedertreffen und Neuerfinden. Ich sehe es kommen. Und mehr.