Sonntag, 31. August 2008
Freitag, 29. August 2008
Welcome Home
Zweimal haben wir bereits angehalten, dieses Mal muss unser Fahrer tanken. Die Landesgrenze aber nehmen wir vorher noch, wir sind ja schließlich alle froh, mal wieder in der Gegend zu sein. Wir, das ist ein Haufen von vier zufällig zusammengewürfelten Menschen, die in Hamburg leben und arbeiten, aber doch alle irgendwie im Süden der Republik verwurzelt sind und die sich über mitfahrgelegenheit.de gefunden haben, um eben hierher zu kommen. Ein gerade promovierender Inder, ein Soldat, ein Typ, der eine Ausbildung in der Tourismusbranche macht und ich. Wir stehen gerade zwei Minuten an der Raststätte, noch etwas abseits von den Zapfsäulen, rauchend, als neben uns ein weißer Audi hält. "Guten Abend. Zivilstreife. Wir suchen nach Waffen, Sprengstoff, Drogen", sagt einer der beiden Typen, die eilig aussteigen und mit ihren Ausweisen wedeln. Die Art und Weise, wie er das sagt, erinnert mich an einen Klassenkameraden aus der Grundschule, der Gedichte zwar perfekt auswendig lernen, aber beim Vortrag vor der Klasse nicht richtig intonieren konnte.
"Willkommen in Bayern", murmelt mir der Jüngste in unserer illustren Reisegruppe zu und trifft die Sache damit so haarscharf auf den Punkt, dass ich kurz laut auflachen muss, was für ersten Unmut bei den Beamten sorgt. Die nächste Stunde verbringen wir damit, dass unser komplettes Gepäck durchwühlt wird, dann ziehen die beiden Herren, scheinbar fast beleidigt darüber, dass wir nichts verwertbares dabei hatten, mürrisch ab.
Donnerstag, 28. August 2008
Der Selbstkritiker (IX)
Rational betrachtet ist dieses Blog eine einzige Katastrophe. Die Updates erfolgen unwillkürlich, spontan und unregelmäßig, ein roter Faden existiert nicht, vielmehr springt der Autor zwischen unlesbarer Lyrik, Rezensionen zu allen denkbaren Kulturerzeugnissen, persönlichen Rants und eigenen Bildwerken aus verschiedensten Kategorien. Die Besucherzahlen schwanken so extrem irgendwo zwischen 200 und 10, dass einem beim Betrachten der Kurve schlecht wird, selten verirrt sich auch nur ein einziger Mensch pro Tag hierher, Kommentare kommen selten bis gar nicht vor, Verlinkungen oder Interaktion mit anderen Blogs gibt es kaum.
Eine Spielwiese! Ganz für mich.
Dienstag, 26. August 2008
Instant Poetry (CXV)
Die Verse Deiner Väter
wurden in der Fabrik gebaut.
Heute ist man weiter:
Man schnitzt sie wieder selbst.
Teilweise ganz simultan.
Montag, 25. August 2008
Music Sketches (I)
Unfinished song I started writing today:
Boomp3.com
Working title: 'Unreal'
Singer: Swantje T. aka Z.
Sonntag, 24. August 2008
Fragestunde (VIII)
Wer sind Ihre Freunde? Menschen, die Sie insgeheim bewundern? Menschen, in deren bloßer Gegenwart Sie sich wohlfühlen? Menschen, in deren Anwesenheit Sie sich benehmen können, wie auch immer Sie wollen, wissend, dass sie nichts von dem, was Sie sagen oder tun falsch verstehen werden?
Donnerstag, 21. August 2008
Rezensionen (IX): Metallica
Review: Metallica - 'The Day That Never Comes'
(2008/Musik:Song)
Nach gefühlten zigtausenden von nichtssagenden Videoschnipseln und Songclips ist es seit heute Abend endlich soweit: Die erste Single der neuen Metallica-Platte "Death Magnetic" ist auf der Homepage der Band in ihrer Gänze im Stream zu hören. 'The Day That Never Comes' heisst das Stück und der Titel ist mindestens ein kleiner ironischer Seitenhieb auf die viele Kritik, die die Band in den letzten Jahren (oder besser: Jahrzehnten) einstecken musste, denn viele, viele Metallica-Fans hätten es niemals für möglich gehalten, dass Metallica wirklich nochmal so klingen würden und vor allem könnten wie in den 80ern. Doch tun sie das wirklich? Jein. Die Struktur, der Aufbau und der erste Eindruck des Songs legen eine Nähe vor allem zu "...And Justice For All" zwar nahe, wenn man aber genauer hinhört, offenbaren sich doch einige Unterschiede: Da ist zum einen der wirklich grandiose Sound, der, wenn man davon absieht, dass die Drums einen Tick zu weit nach vorne gemischt sind, seinesgleichen sucht. Auf der anderen Seite, und das ist die einzige Kritik, die man an 'The Day The Never Comes' üben kann, ist da die Stimme von James Hetfield, die leider den Schwachpunkt des ganzen Songs darstellt, was wohl auch ein Grund dafür sein dürfte, dass er sie so spärlich einbringt: Hetfield singt anno 2008 leider weder so gut wie zu "Load"-Zeiten, noch keift er so gut wie jungen Jahren, zudem hat er keinen griffigen Refrain oder auch nur Melodiebogen zur Hand, der den Song aufwerten könnte. Selbiges Manko aber gleichen die Gitarren locker aus, denn auch wenn Kirk Hammets Solo am Ende etwas zwanghaft wirkt, ist die Nummer doch mit extrem leckeren Riffs und Melodien geradezu vollgestopft.
'The Day That Never Comes' ist ein gewaltiger Metal-Song, den man in der Form sicher nicht ohne viel Optimismus von Metallica hätte erwarten dürfen und der vor allem erstaunlich kurzweilig daherkommt (man glaubt kaum, dass das 8 Minuten sein sollen, wenn man die Uhr nicht im Auge behält). Wenn das zugehörige Album noch drei, vier stärkere Tracks beinhaltet, kann man durchaus schonmal anfangen, die Rückkehr der größten Metal-Band der Welt zu feiern.
Bis dahin:
7,5 von 10 Punkten.
NeuRosen (L)
Wenn ich eine Sache nennen müsste, die ich wirklich hasse, dann wäre die Antwort: "Das Warten". Nein, ich bin kein ungeduldiger Mensch, ganz im Gegenteil: Wenn ich weiß, dass eine Sache noch Jahre dauern wird, erst 2014 stattfindet oder erst dann, wenn ich einmal im Altersheim bin, dann warte ich beharrlich Jahr um Jahr und vergesse nie den Grund des Wartens. Was ich jedoch abgrundtief hasse ist das sinnlose, nicht zeitlich genau definierte Warten, das eindeutig auf die Schuld oder die bloße Trödelei einer einzelnen Person oder Institution zurückzuführen ist und das bis zu einem ungewissen Zeitpunkt in der näheren Zukunft dauern wird. Diese Art von Warten lähmt mich. Ich kann in so einer Situation nichts anderes tun, als stundenlang am Fenster zu stehen und das Ereignis in jeder einzelnen Sekunde zu antizipieren.
Mittwoch, 20. August 2008
Musikalische Fundstücke (VI): Über Emos
In einem lesenswerten Artikel in der "linken Wochenzeitung" Jungle World, den man auch online lesen kann, versucht Martin Büsser die Frage zu klären, warum alle Subkulturen gleichermaßen Emos hassen.
Ich ganz persönlich hasse Emo übrigens aus dem Grunde, der im letzten Absatz des Artikels ansatzweise erklärt wird: Diese vermeintliche "Bewegung", die nichteinmal ein richtiges Feinbild (wie etwa den Kapitalismus oder die spießige Gesellschaft) hat, ist schon deswegen keine solche, weil sie nichts als ein zusammengeklauter, mainstreamiger Stilmix aus richtigen Bewegungen (vorwiegend Punk und Gothic) ist, der zudem keinerlei wirklich eigenständige bzw. in irgendeiner Form relevante Musik hervorgebracht hat. Im Sinne einer Subkultur sind Emos von daher so in etwa so bedeutend wie H&M-Klamotten-Träger.
Daily Irrsinn (VI)
Aus der Reihe: "Passiert das nur mir oder auch anderen Menschen?" (Folge 1372):
Heute: Was passiert, wenn Sebastian eine dringende Bestellung hat?
Er bestellt natürlich bei Amazon. Ist zwar etwas teuerer, aber dafür zuverlässiger und schneller, noch dazu ist die Ware auf Lager. Denkt er. Aber im Logistikzentrum von Amazon macht irgendjemand irgendeinen Fehler, so dass seine Bestellung erstmal vier Tage lang "gleich versendet" wird. Er ruft also dort an und die nette Dame am anderen Ende der Leitung verspricht ihm, sich sofort darum zu kümmern. Tut sie auch, das dauert zwar nochmal einen ganzen Tag, aber dann ist die Ware endlich auf dem Weg. Sebastian wird also bald sein Paket in Händen halten. Glaubt er. Aber er hat nicht daran gedacht, dass da ja auch noch DHL mitspielen muss. Deren Auto fuhr gerade eben gemütlich den dritten Tag seit dem Versand in Folge die Straße runter, in der Sebastian wohnt. Ohne anzuhalten.
Dienstag, 19. August 2008
Montag, 18. August 2008
Instant Poetry (CXIV)
Theodor schleckt mich ganz kalt.
Theodor schleckt mich am Ohr.
Keine schlaue Frau will mit Dir Wasser holen gehen.
Fantastisch sonderlich –
simultan:
Glascontainer, Gliederpuppen, Gartenlauben.
Freitag, 15. August 2008
Instant Poetry (CXII)
Am Baumwall, Kieselbach und ich mit Rad:
Du magst Früchte, ich mag Licht,
auf feuchten, moosbedeckten Waldeswegen;
Kein Schatten, doch:
Ein Gebirgsbächlein. Ganz kalt.
Dienstag, 12. August 2008
Wort für Wort (XLIII)
"Ich könnte Dich auffressen." - "Und ich würde mich gern von Dir fressen lassen." - "Hm. Ungefähr so könnte das Gespräch bei dem Kannibalen von Rothenburg auch verlaufen sein. Nur ohne Knutschen!"
Sonntag, 10. August 2008
NeuRosen (XLIX)
Bin (zu)viel unterwegs und komme zu nichts (außer Zettelgedichte verteilen). Es ist die Stadt, sie saugt mich auf.
Samstag, 9. August 2008
Freitag, 8. August 2008
Daily Irrsinn (V)
Die Computerfirma aus Bremen, bei der ich über das Auktionshaus ebay die von Anfang an defekte, externe Festplatte gekauft habe, die gut die Hälfte meiner wichtigsten Daten gefressen hat, ignoriert seit zwei Wochen beharrlich alle e-Mails von mir bezüglich der Rückerstattung meines Geldes, telefonisch ist dort auch niemand erreichbar. Ich hatte die Platte am Ende des letzten Monats zurückgesendet und bin vom Kaufvertrag zurückgetreten. Nach einer Recherche im Netz ist mir inzwischen klar, dass ich bei weitem nicht der Einzige bin, der Probleme mit den Herrschaften hat. Ein geschädigter Kunde hat sogar eine ganze Homepage über die Methoden der Firma erstellt. Ich werde mich nun umfassend juristisch kundig machen und im Notfall auch Strafanzeige erstatten. Das wird noch spannend, schätze ich.
Dienstag, 5. August 2008
NeuRosen (XLVIII)
Ich bin geistig nackt, beantworte heute keine e-Mails mehr und keine Anrufe. Jaja, morgen, da wird das Leben toben. Aber ich will noch diese Nacht für mich allein.
Begegnungen (III)
Auf dem Weg zum Einwohnermeldeamt: Wir studieren eifrig die Karten an der U-Bahn-Haltestelle, um die Straße zu finden, in die wir müssen. Eine junge Frau spricht uns an. "Braucht ihr Hilfe?" Wir erklären ihr, was das gesuchte Ziel ist, sie muss in die gleiche Richtung, bietet an, uns zu führen, erzählt in der Zwischenzeit von sich. Sie habe ihr Studium abbrechen müssen aus finanziellen Gründen, arbeite jetzt für das Stadtmagazin Hinz & Kunzt, das überall auf der Straße von Menschen verkauft wird, die so aussehen, als wäre das der letzte Job, den sie noch bekommen könnten. Irgendetwas kommt mir die ganze Zeit komisch vor. Sie redet als ob sie einen Sprachfehler hätte. Erst als sie sich von uns verabschiedet und lächelt, bemerke ich, woran das liegt: Das Mädchen hat im Oberkiefer keinerlei Zähne. Ich tue Swantje gegenüber so, als wäre es das normalste der Welt, ja nicht einmal erwähnenswert und doch schockiert es mich tief.
Samstag, 2. August 2008
Freistil (CLXXV)
Schwulstlastig, erhobenen Mutes und freigeistig,
die leichtere Luft wie ein Opiat inhalierend,
gehe ich in Vergangenheit und Zukunft zugleich.
Begegnungen (II)
Vor einer Stunde sind wir angekommen in der neuen Wohnung. Hamburg-Hamm. Es ist spätnachts, aber ich kann jetzt noch nicht schlafen, muss noch einmal durch das neue Viertel schleichen. Es ist ruhig hier, von einer größeren Staße abgesehen. Als ich genau diese entlanglaufe, wittere ich den möglichen Ärger, der von einer Gruppe ausländischer Mitbürger jugendlichen Alters, die vor einer Shisha-Bar stehen, ausgehen könnte, schon von weitem. Aber ich darf keine Angst zeigen – das ist jetzt auch meine Stadt – und deswegen gehe ich stur weiter geradeaus. Mein Herz bleibt kurz stehen, als ich einer der Typen von der Gruppe löst und auf mich zukommt. Er frage nach Feuer und weist mich auf meine offenen Schnürsenkel hin. Hatte er auch schon, dass er wegen sowas "derbe auf die Fresse geflogen" sei, erklärt mir der Braungebrannte, der sich als "Khalid, der Albaner" vorstellt. "Ka-ha-a-el-i-De" sagt er, grinst und gibt mir gleich seine Telefonnummer, als ich ihm zu verstehen gebe, dass ich neu in der Gegend bin. "Kannst morgen vorbeikommen, dann können wir einen Joint durchziehen", so sein Vorschlag, den ich nur zögernd zurückweise (man weiß ja nicht, ob er sich dadurch vielleicht beleidigt fühlt) mit dem Hinweis auf die Arbeit, die kurz nach dem Umzug noch ansteht. "Ich bin aus Bayern hierhin gezogen", erkläre ich Khalid, der sich aber "mit den Bundesländern nicht so auskennt". Dafür hat er einen anderen Hinweis für mich: Ihn kenne hier im Viertel jeder und wenn ich mal Stress mit irgendwem hätte, dann solle ich doch einfach ihn anrufen. Na dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Oder?
Freitag, 1. August 2008
NeuRosen (XLVII)
Die beiden Hasen, die ich damals geklaut hatte, hatten keine Füße. Dafür bin ich ein einziger Hasenfuß.
Morgen früh geht es los.